univie 2/2023 - Magazin - Seite 13
SCHWERPUNKT
Carbin ist ein Material mit interessanten elektronischen und
mechanischen Eigenschaften. Seine Existenz wurde bereits
1885 vom späteren Nobelpreisträger Adolf von
Baeyer vorhergesagt, nachgewiesen wurde
sie aber erst 2016 durch das Team um
Thomas Pichler von der Uni Wien.
Pflanze zum Vorbild genommen, um gemeinsam mit
industriellen Partnern ein lange bekanntes Problem
im Flugverkehr zu lösen: „Um die Tragflächen eines
Flugzeugs eisfrei zu halten, mussten bisher viele
Chemikalien und ein hohes Ausmaß an Energie
eingesetzt werden. Uns ist es gelungen, eine
neue Oberfläche zu entwickeln, an der das sich
bildende Eis einfach abrutscht.“ Inspirieren
ließen sich die Forscher*innen von den
Fallen an den Blättern der Kannenpflanze
(Nepenthes): Insekten, die angelockt vom
Duft am glatten Rand der Kanne landen,
rutschen aus und sind buchstäblich
gefangen.
„Natürliche Strukturen im Labor
nachzubauen, ist eine der größten
Herausforderungen der Materialwissenschaft“, betont die Chemikerin.
Muschelschalen oder Knochen zum Beispiel
haben eine geniale, hochkomplexe Architektur,
die vielerlei Belastungen standhält. Sie zu
rekonstruieren ist zwar bisher nicht gelungen,
dennoch versuchen Wissenschafter*innen überall
auf der Welt, die Tricks der Natur zu verstehen
und davon zu lernen. „Insbesondere auch wenn es
darum geht, nachhaltige, recyclingfähige Materialien
herzustellen – darin ist die Natur ungeschlagen.“
WILLKOMMEN IM PLASTIKZEITALTER. Recycling ist
das Stichwort, das uns ans Institut für Wissenschaftsund Technikforschung der Universität Wien führt.
Hier analysieren die Sozialwissenschafterin Ulrike Felt
und ihr Team die Prozesse, aus denen neue Materialien
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