KINDgerecht Magazin für frühkindliche Bildung, Ausgabe 2 / November 2022 - Magazin - Seite 26
DIGITALE INFRASTRUKTUR
AUF DIE PLÄTZE,
FERTIG,
STOPP
Vor welchen Herausforderungen Träger bei der
Digitalisierung stehen, darüber kann Melanie Wildt
einiges berichten. Die Projektleiterin für IT-Projekte
bei FRÖBEL unterstützt beispielsweise bei der Auswahl
von Software für Kita-Tablets, plant und steuert den
Rollout von Verwaltungssoftware und leistet Support,
wenn es mal vor Ort nicht läuft.
Stellen wir uns vor, es gäbe den
Digitalpakt für Kitas schon und Träger
könnten Mittel abrufen. Wo sollten
sie bei der Planung anfangen?
Eingangs ist es wichtig zu überlegen, was
überhaupt erreicht werden soll. Soll die
Arbeit der pädagogischen Fachkräfte digitalisiert werden, zum Beispiel über die
digitale Bildungsdokumentation, geht es
um Verwaltungssoftware oder werden
eher Geräte und Software für die medienpädagogische Arbeit benötigt.
Bei der Beschaffung von Hardware
zum Beispiel sollte man sich unbedingt
schon vor dem Kauf Gedanken machen,
wie diese verwaltet werden soll – Stichwort MDM (Mobile Device Management). Ist das geklärt und die Geräte sind
da, ist praktische Unterstützung gefragt: Es
müssen Konten angelegt und die Endgeräte eingerichtet werden. Je mehr die
Kolleginnen und Kollegen dabei befähigt
werden, sich selbst zu helfen, desto geringer ist der Support-Aufwand danach. Darüber hinaus ist es hilfreich, Beispiele für die
Verwendung anzubieten.
Wenn alles eingerichtet ist, das
Internet funktioniert und die Kitas mit
Hardware ausgestattet sind, läuft
dann alles?
Den Support-Aufwand sowie die Verwaltung der Endgeräte sollte man nicht unterschätzen. Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, doch hin und wieder funktioniert
Technik einfach nicht und dann sollten
Prozesse definiert sein, wie bei soge26
nannten „Störfällen“ zu verfahren ist.
Dazu gehören kaputte Geräte ebenso
wie der Verlust eines Gerätes. Wer kümmert sich im Unternehmen um die Reparatur bzw. Neubeschaffung? Sind die
Geräte versichert, müssen diese Vorkommnisse gemeldet und dokumentiert
werden. Es ist leider ein ordentlicher Anteil Bürokratie dabei.
Welche Bereiche einer Organisation
sind denn an der Digitalisierung
beteiligt?
Tatsächlich sind fast alle Bereiche des
Unternehmens involviert. Den Einkauf organisiert die Beschaffung, die Finanzbuchhaltung verbucht die Kosten und
arbeitet ja selbst mit digitalen Anwendungen, Fachkräfte mit der entsprechenden Expertise unterstützen bei der
App-Auswahl, die Personalentwicklung
organisiert Schulungen für die Mitarbeitenden und die IT wird im Support-Fall
kontaktiert. Und das ist nur ein grober
Auszug.
Bei FRÖBEL sind weite Teile der
Kita-Verwaltung bereits digitalisiert,
viele Kitas sind mit digitalen Medien
und Dokumentationssoftware
ausgestattet. Was war denn bei FRÖBEL die größte Herausforderung an
diesem Transformationsprozess?
Eine größte Herausforderung kann ich
gar nicht benennen. Es ist die Vielfalt, die
uns tagtäglich herausfordert. Unterschiedlichste Fähigkeiten mit Technik
umzugehen seitens der Mitarbeitenden,
verschiedenste Finanzierungsrichtlinien
zur Refinanzierung sowie diverse Erwartungen an die Technik und das, was sie
leisten soll und kann, sind dabei nur wenige der vielen Beispiele. Und Digitalisierung ist ja nicht irgendwann beendet. Es
gibt immer wieder neue Felder, in die digitale Anwendungen Einzug halten.
Was hat Sie am meisten überrascht
während der letzten Monate?
Ich bin immer wieder fasziniert davon,
welche innovativen Anwendungsideen
Fachkräfte entwickeln, nachdem sie
Technik erklärt und zur Verfügung gestellt bekommen haben. Beispielsweise
hatten wir beim „Transferfachtag Digitales“ Buttons mit Aufnahme- sowie Abspielfunktion dabei und die pädagogischen Fachkräfte entwickelten sofort
Ideen, wie sie diese für die Vermittlung
von Fremdsprachen nutzen könnten.
Worin sehen Sie den größten Gewinn
an der Digitalisierung?
Aus meiner Sicht verschiebt die Digitalisierung die Grenzen des Möglichen.
Dank digitaler Medien können wir uns in
unterschiedlichsten Sprachen verständigen und unser eigenes Umfeld individuell auf unsere Bedürfnisse anpassen.
Was sagen die Mitarbeitenden dazu?
Das ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die
einen haben Angst, etwas kaputt zu machen, und sind zurückhaltend. Die anderen sehen die Möglichkeiten, die ihnen
geboten werden, und stürzen sich voll
von Anwendungsideen rein.
Melanie Wildt
ist IT-Projektleiterin,
Datenschutzbeauftragte
und Teil des DatenschutzTeams bei FRÖBEL
sowie Ausbilderin für
kaufmännische Berufe.