KINDgerecht Magazin für frühkindliche Bildung, Ausgabe 2 / November 2022 - Magazin - Seite 6
Michael Fritz, Vorstand der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
Herr Fritz, die Stiftung „Haus der
Ein Digitalpakt Kita käme vor allem aber
kleinen Forscher“ setzt sich ebenfalls
auch den Fachkräften zugute, die diese
für einen Digitalpakt ein. Ist ein
Lernprozesse qualifiziert begleiten sollen.
Digitalpakt Schule ohne einen Digital- So würde eine bessere digitale Infrastrukpakt Kita überhaupt umsetzbar?
tur auch besseren Zugang zu Online-FortMichael Fritz: Nein. Es ist falsch, digitale bildungen gewährleisten, in denen sich
Bildung erst ab der Schule zu denken. Für beispielsweise Fachkräfte unter andedie meisten Kinder in Deutschland be- rem über digitale Medien in Kitas fortbilginnt der Bildungsweg in der Kita. Hier den.
werden die entscheidenden Grundlagen für eine erfolgreiche Bildungskarriere
Welche Chancen sehen Sie, wenn
gelegt – das belegen Studien schon lanKitas und Schulen beim Thema
ge. Wir sagen: „Die Welt ist dein Labor“ –
Digitalisierung zusammengedacht
das gilt auch für digitale Medien. In
werden?
Kindertagesstätten werden wichtige Michael Fritz: Eine Anerkennung von Kitas
Zukunftskompetenzen erworben, wobei als Bildungsorte würde uns in vielerlei
digitale Geräte dieHinsicht weiterbrinsen Lernprozess un- Wir sagen: „Die Welt ist dein
gen. Fachkräfte
terstützen. Im besleisten längst nicht
Labor“ – das gilt auch für
ten Fall knüpft die
mehr nur BetreuSchule an diese digitale Medien. Michael Fritz
ungsarbeit. Sie verwichtigen Vorerfahmitteln wichtige
rungen an und baut auf das Gelernte Kompetenzen – mithilfe digitaler Medien
auf. Schule darf nicht der Eintritt in die frü- und ohne – und bereiten Kinder auf die
he digitale Bildung sein, sondern soll die- Zukunft vor. Die Kita könnte allen Kindern
se fortführen.
noch vor dem Eintritt in die Schule erste
sinnhafte Erfahrungen mit digitalen MediWie kann ein sinnvoller Einsatz
en ermöglichen. Umso besser also, wenn
digitaler Medien in Kitas aussehen?
Lernziele aufeinander abgestimmt würMichael Fritz: In der Stiftung „Haus der den. Außerdem gleicht die Kita Bildungskleinen Forscher“ verstehen wir digitale unterschiede aus, die Kinder zum Beispiel
Medien als Hilfsmittel beim Entdecken aufgrund ihrer Herkunft mitbringen.
und Forschen, genauso wie eine Lupe,
eine Schere oder ein Buch. Kinder wollen
Was sollte man unbedingt beachten,
sich ihre Welt mit allen Sinnen erschliedamit das Geld aus den Pakten
ßen. Tablet, digitales Mikroskop oder die
auch langfristig wirkt?
Digitalkamera unterstützen beim Recher- Michael Fritz: Das A und O ist hierbei – nechieren, näheren Untersuchen oder Do- ben einer grundlegenden digitalen Infrakumentieren – zum Beispiel von Beob- struktur und Wartung dieser – die Qualität.
achtungen in der Natur.
Das Geld sollte unbedingt dem pädago6
gischen Personal zugutekommen, welches die Kinder tagtäglich beim Entdecken und Forschen mit und ohne digitale
Medien begleitet. Dabei sind Kompetenzen auf mehreren Ebenen wichtig: technikbezogen – damit Fachkräfte digitale
Tools selbstständig nutzen können, mediendidaktisch – sodass Fachkräfte um die
Möglichkeiten wissen, die der Einsatz digitaler Geräte zur Unterstützung von Lernprozessen bietet (bei Kindern und bei sich
selbst im Rahmen digitaler Fortbildungen)
und schließlich medienpädagogisch –
was bedeutet, dass Fachkräfte wissen,
welche Kompetenzen Kinder in einer digitalen Welt benötigen.
Um digital fit zu werden, brauchen
Fachkräfte flächendeckenden und regelmäßigen Zugang zu Fortbildungen.
Außerdem müssen Online-Fortbildungen
als gleichwertig anerkannt und eine unkomplizierte Teilnahme in den Organisationen ermöglicht werden.
Literaturhinweise:
Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
(2021): Digitalpakt Kita – Frühe
Bildung für die Welt von morgen
stärken. Positionspapier.
www.haus-der-kleinen-forscher.de
( Positionspapier Digitalpakt Kita)
DigitalPakt Schule
Mit dem DigitalPakt Schule unterstützt
der Bund die Länder und Gemeinden
bei Investitionen in die digitale
Bildungsinfrastruktur. Ziele des
Digitalpaktes sind der flächendeckende Aufbau einer zeitgemäßen
digitalen Bildungsinfrastruktur.
Von den 6,5 Milliarden Euro, die der
DigitalPakt Schule sowie die CoronaHilfen I, II und III umfassen, sind nach
letzten Angaben von Bund und
Ländern 2,4 Mrd. Euro beantragt/
bewilligt und 1,2 Mrd. Euro abgeflossen. Die Gründe für einen noch zu
geringen Mittelabruf sind vielschichtig. Das Bündnis für Bildung (BfB) hat
deshalb einen Input für den von der
Ampelkoalition aus SPD, BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN und FDP geplanten
DigitalPakt 2.0 erarbeitet, ihn besser
und effizienter zu gestalten.