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ENTWICKLUNGSPROJEKTE
ENTWICKLUNGSPROJEKTE
Förderung von Frauenrechten und
Gleichberechtigung der Geschlechter in Mali
Dazu ein Imam: „Wir alle folgen dem, was unsere Tradition und unsere Kultur uns diktieren.
Von Generation zu Generation sind wir einander blind gefolgt... Dank dieses Projekts ist
mir klargeworden, dass ich ein großer Sünder war. Ich habe gelernt, dass der Islam strikt
Gewalt und Folter an jedem Lebewesen verbietet.“
» Wirkung und Aktivitäten: Jung und Alt beenden zusammen FGM/C
in ihren Dörfern
Parallel zur Schulung von insgesamt 40 Glaubens- und Gemeindeführern mobilisierte
Islamic Relief zehn Gruppen (sog. Community Hope Action Teams), um Aktionspläne zum
Kindesschutz und der Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt umzusetzen. Dabei
wurde der interreligiöse Dialog und der zwischen Jung und Alt gefördert, Tabu-Themen
werden nun kontrovers diskutiert und es wurden Maßnahmen ergriffen, um FGM/C in
den Zielgemeinden endgültig zu beenden.
MALI
Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
» Ausgangslage: Weibliche Genitalverstümmelung ist aufgrund von kulturellen
» Was Islamic Relief noch zur Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter
und Frauenrechte in der Region bewirken konnte:
Normen weit verbreitet
Fast jede zweite Ehe in Mali ist eine Früh- oder Zwangsheirat. Mädchen sind besonders
betroffen, denn Schwangerschaften im jungen Alter und daraus folgende Schulabbrüche
führen zu finanzieller Abhängigkeit sowie körperlichen und psychischen Erkrankungen.
Knapp 35 Prozent der Frauen haben bereits Gewalt durch einen Intimpartner erlebt.
Ebenfalls die weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) ist mit 91 Prozent weit verbreitet;
sie wird praktiziert, um kulturelle Traditionen zu wahren, vermeintlich religiöse Gebote
einzuhalten oder die weibliche Sexualität zu kontrollieren. Diese Praxis birgt erhebliche
körperliche und psychische Kurz- und Langzeitrisiken wie Blutungen, Infektionen, Komplikationen bei Geburt und kann zum Tod führen.
» Unser Ansatz: Religiöse Gemeindeführer als Schlüsselakteure zur Stärkung
•
110 Predigten zur Sensibilisierung zu den Themen FGM/C und geschlechtsspezifischer Gewalt wurden abgehalten
•
Sensibilisierungsveranstaltungen wurden zusammen mit Ärztinnen und Ärzten umgesetzt, um die Risiken von FGM/C zu erläutern; Information zu COVID-19-Prävention
•
Beratungs- und Seelsorgegespräche für 73 GBV-Überlebende
•
Beilegung von 43 Disputen innerhalb der Familien durch Glaubensführer*innen
•
860 Mütter haben ihre Kenntnisse zu Kinderrechten, Risiken von FGM/C und
geschlechtsspezifischer Gewalt ausgebaut
•
Die Zwangsarbeit von 372 Kindern sowie 249 geplante Frühehen wurden gestoppt
•
376 Mädchen wurden vor Genitalverstümmelung bewahrt
der Rechte von Frauen
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Im traditionell geprägten Mali nutzte Islamic Relief 2020 das hohe Potenzial von religiösen und traditionellen Würdenträgern, um eine Veränderung im Themenfeld Gleichberechtigung der Geschlechter und Stärkung der Rechte von Mädchen und Frauen
zu erwirken, denn sie haben einen hohen Einfluss auf das Denken und Handeln ihrer
Gemeinde. Der Ansatz „Channels of Hope“ mobilisiert Schlüsselakteure, um Maßnahmen
zum Kindesschutz und zur Reaktion auf geschlechtsbezogene Gewalt durch einen glaubensbewussten Ansatz zu fördern. Es ist ein interaktiver Prozess, der das Herz bewegen,
den Geist informieren und zu einer nachhaltigen Diskussion beitragen soll. Das Projekt
wurde in zehn Dörfern in Koulikoro in Kooperation mit World Vision umgesetzt, die den
Ansatz ursprünglich für andere Themen konzipierten. Grundlage war die Betrachtung
des Qurans und der Bibel und die Bewusstmachung, dass FGM/C eine traditionelle, aber
nicht religiös vorgeschriebene Praxis ist.
Es wurde eine Konvention zur Beendigung von FGM/C von den Bürgermeisterinnen und
Bürgermeistern unterschrieben. 56 Praktizierende haben darin bekräftigt, das Messer
niederzulegen. •
ISLAMIC RELIEF DEUTSCHLAND
JAHRESBERICHT 2020
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