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EHRENAMT
Sprachbildung
als Gemeinschaftsaufgabe
Für eine wirksame Sprachförderung
brauchen Kindertageseinrichtungen
Ressourcen. Zusätzliche Fachkraftstunden über das Bundesprogramm
„Sprach-Kitas“ sind eine wertvolle
Unterstützung, aber gerade für Ausflüge, größere Projekte über einen
längeren Zeitraum oder auch Vor
lesestunden ist die Zeit oft knapp.
Wir stellen ein Projekt vor, bei denen
Sprachbildung und Sprachförderung
dank Ehrenamt gelingt.
„Ehrenamtliche sind für uns eine
wichtige zusätzliche Unterstützung.
Sie bereichern mit ihrer Zeit den KitaAlltag – auch durch ihre Talente, ihre
Sprache und ihre Kultur.“ Larissa Klemm
„Als Lesepaten an Berliner Brennpunktschulen haben wir immer
wieder neu eingeschulte Kinder mit deutlichen Sprachmängeln betreut. Im Vergleich zu Kindern aus anderen Schulen waren diese Kinder in ihrem Sprachstand ein bis zwei Jahre hinterher und leider haben sie nur selten diesen Abstand im weiteren
Schulverlauf aufgeholt. Jedes fünfte Berliner Kind erhält durch
seine Eltern bzw. Erziehungsberechtigten keine hinreichende
Unterstützung beim deutschen Spracherwerb und dem damit
verbundenen Zugang zum Allgemeinwissen“, berichtet Matthias Bräutigam, einer der ehrenamtlichen Sprachpaten in Berlin.
Basierend auf dieser Erfahrung haben Sawan Chebli und
Matthias Bräutigam 2020 mit der Unterstützung der SPD Charlottenburg den Verein „Sprachpat*innen für Kita-Kinder e. V.“
gegründet. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, besonders benachteiligte Kinder durch Ehrenamtliche bereits ab dem dritten oder vierten Lebensjahr in der Kita intensiv in ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen, idealerweise jeden Tag eine halbe bis eine Stunde.
„Sprachpat*innen“ im FRÖBEL-Kindergarten Augustastrolche
„Erfreulicherweise waren die FRÖBEL-Kindergärten die ersten, die dieses Konzept erproben wollten. Ende Mai 2021 sind
wir dann zu dritt zur Vorbesprechung zu den Augustastrolchen
gekommen und dann ging es auch gleich schnell los. Wir waren sehr gespannt, wie wir uns in den Alltag einfügen und wie
die Kinder reagieren würden“, so Matthias Bräutigam.
Natürlich habe jede Sprachpatin und jeder Sprachpate
eigenen Vorlieben und Stärken. Aber die betreuten Kinder haben die direkte Zuwendung schon sehr genossen und jeder der
Ehrenamtlichen hat Wege gesucht und gefunden, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.
„Einige Kinder konnten nicht genug Ausschneidebögen
von den Berliner Verkehrsbetrieben bekommen: U-Bahn und SBahn fuhren durch die Kita, „einsteigen“, „aussteigen“ und „zurückbleiben“ wurden in den Wortschatz aufgenommen. Gemeinsames Singen und Gartenbesuche sind eine schöne Abwechslung. Bilderbücher und Vorlesen sind immer sehr beliebt
und wenn man dann den Apfel aus dem Buch auch noch vom
Koch geschenkt bekommt, bleibt das Wort sicher hängen. Dieses Detail zeigt aber auch, wie mühselig und lang der Weg in
die neue Sprachwelt für manche Kinder ist“, berichtet Matthias Bräutigam von seiner Tätigkeit.
„Wir glauben, dass wir den Kindern eine wichtige sprachliche Unterstützung sein können, aber auch für uns waren die
Kinder mit ihrer Zuneigung und Neugier eine große Bereicherung. Sehr angenehm waren für uns die aufgeschlossen Fachkräfte, sie haben uns unterstützt, Tipps gegeben und uns mit
den Regeln und Abläufen des Kita-Betriebes vertraut gemacht.
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