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38 PROZESSE
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ÜBER DIGITALISIERUNG SOLLTEN
WIR IN EINIGEN JAHREN NICHT
MEHR DISKUTIEREN
Ein Gespräch mit Frank Zisik, stellv. Vorstandsmitglied der LBS Südwest
Führung ist auf so unterschiedliche
Weise möglich. Führung wird in den
unterschiedlichen Branchen verschieden
ein- und umgesetzt. Und doch gibt es in
der Führung branchenübergreifend sehr
viele Schnittstellen und Parallelen. Wir
haben uns zuletzt darüber beim Basketball unterhalten, was mich zu der ersten
Frage führt und kurz erklären lässt, dass
du großer Basketballfan bist.
Das Team im Sport hat den Coach, das
Unternehmen hat die Führungskraft.
Siehst du hier Parallelen?
Ja, das ist ein passender Vergleich. Sowohl der Coach und gleichermaßen die
Führungskraft sollten ganz klar Leader
sein. Sie müssen vorgeben, stimulieren
und motivieren. Beide haben das Ziel,
ein Team zu formen und ein Team zu
entwickeln, um das Bestmögliche zu
erreichen. Am Schluss steht hoffentlich
das gewünschte Hochleistungsteam – im
Sport für den Sieg und die Meisterschaft,
im Unternehmen für Erfolg und Wachstum.
Führung verändert sich. In den letzten
Jahren werden die Führungsspannen
immer größer, die Geschwindigkeit
und die Erwartungen an Führungskräfte und an Mitarbeiter sind massiv
gestiegen. Wie erlebst du das bei dir?
Ja, Führung verändert sich, die Arbeitswelt insgesamt verändert sich mit hoher
Dynamik. Die letzten zwei Jahre haben
gezeigt, was alles neu und verändert
wird. Früher waren Dinge wie mobiles
Arbeiten unvorstellbar, heute ist es Alltag: Führen auf Distanz, d. h., Vertrauen
in die Mitarbeiter:innen haben, ihnen
Kompetenzen zusprechen und sie zum
Selbstmanagement zu entwickeln. Durch
die digitalen Medien mit den Einflüssen
der VUCA Welt hat die Geschwindigkeit
rasant zugenommen. Für mich bedeutet
es Fluch und Segen zugleich. Ein Zurück
möchte ich mir aber nicht mehr vorstellen. Sowohl für die Führungskraft wie
auch für den Mitarbeiter:in.
Wie gehst du selbst mit den vielen Einflüssen und Veränderungen um ?
Überraschend gut, denn ich habe auch
bei mir eine wahnsinnige Veränderung
gespürt und, dass ich darauf richtig Lust
habe. Als Führungskraft „alter Prägung“,
der aus dem Thema kam: „Ich will alle
um mich herum haben, ich will sehen,
was die Mitarbeiter:innen machen,
meine Mitarbeiter:in braucht mich …“,
erlebte ich wohl meine beeindruckendste und nachhaltigste Lernkurve als
„Als Führungskraft
sollte man sich immer
wieder den Spiegel vorhalten.“
Führungskraft und als Persönlichkeit.
Die Pandemie veränderte etwas Entscheidendes für mich: von 100% Präsenz
in hohe Onlineanteile. Für mich steht
diese Veränderung für: Wir arbeiten in
geplanten Zeitfenstern, Interaktionen
und viele Besprechungen sind effektiver
geworden oder fallen weg, Themen werden gezielter angesprochen, Mitarbeiter
haben mehr Verantwortung übernommen. Zusammengefasst: Die Pandemie
hat durch die veränderte Onlinewelt
viele Zeitfresser durch Effizienz ersetzt.
Zu Veränderung gehört auch Weiterbildung und Weiterentwicklung. Ein
wichtiges Thema, insbesondere für
Führungskräfte. Siehst du hier eine be-
sondere Notwendigkeit?
Die Qualität von Führung hängt von
der eigenen Entwicklung in besonderem Maß ab. Die Entwicklung einer
Führungskraft setzt für mich Fort- und
Weiterbildung zwingend voraus. Neben
Fortbildungen in den Aufgabenbereichen ist die Weiterbildung in Führung
und Themen wie New Work oder modernes Leadership meist noch wichtiger.
Als Führungskraft ist es unabdingbar,
sich immer wieder den Spiegel vorzuhalten.
Für viele ist es ein No-Go, sich selbst
einen Coach zu holen. Ich finde es sehr
wichtig, sich regelmäßig von außen
reflektieren zu lassen und sich neue Impulse zu holen. Auch die Führungskraft
muss sich immer wieder neu motivieren.
Denn sie wird mehr denn je als Gestalter
und Vorbild wahrgenommen.
Welches sind deine aktuell größten
beruflichen Herausforderung und
Aufgaben?
Ich sehe ganz große Herausforderungen
in der digitalen Transformation, ganz
besonders in der Bankenbranche. Das
aktuelle Umfeld hat der Arbeitswelt und
der digitalen Welt einen enormen Booster verpasst. Das heißt, unsere Prozesse
sowohl intern wie extern am Kunden
haben sich verändert und wurden
enorm beschleunigt. Am Beispiel will
ich verdeutlichen, dass unser Service,
z. B. die Beratung des Kunden über die
Finanzierung seines geplanten Hauses,
nach wie vor im direkten Gespräch stattfinden muss. Doch muss es unbedingt
auf einer Geschäftsstelle sein? Kann es
nicht auch mal erst um 20.00 Uhr digital
stattfinden? Und ist es nicht zeitgemäß,
z. B. seine Bankdaten jederzeit und
egal, von welchem Ort aus, ändern zu