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PROZESSE 39
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Wie schätzt du die Preisentwicklung
und den Immobilienstandort Deutschland in den nächsten Jahren persönlich
ein?
Eine sehr spannende Frage. Wir haben
in den letzten 15 Jahren erlebt, dass die
Immobilienpreise nicht nur gestiegen,
sondern teilweise explodiert sind, und
verbunden mit den niedrigen Zinsen
wurde dieser Anstieg noch befeuert.
Weiter sind die Mieten gestiegen, d. h.
trotz der gestiegenen Mietpreise war
kaufen oft billiger als mieten.
Die Bankenaufsicht BaFin sieht
Deutschland sehr kritisch in Bezug auf
den Immobilienmarkt. Ich persönlich
sehe das etwas milder, zumindest für
große Teile in unserem Geschäftsgebiet
in Baden-Württemberg und RheinlandPfalz. Ich glaube nicht, dass wir diese
Immobilienpreis-Explosionen
weiter
erleben werden. Sie werden in naher
Zukunft auf dem Land weiter steigen.
In den Städten ist der Piek mit hoher
Wahrscheinlichkeit erreicht. Ich schätze,
dass das Thema Immobilienpreise weiter
steigen wird, aber nicht mehr mit den
Wachstumsraten der letzten Jahre.
Eine weitere große Herausforderung
für Unternehmen in der jetzigen Zeit
ist das Thema Personal und Personalentwicklung. Wie entscheidest du mit
der Personalabteilung und dem Personalrat über die Führungskräfte der
Zukunft? Worauf achtest du dabei?
Ich spüre den Kampf um Talente in den
Unternehmen. Ich kann nur sagen, alle
jungen Menschen mit guter Ausbildung
können mit Selbstbewusstsein in die Zukunft gehen. Wir brauchen genau diese
jungen Menschen. Der Generationenwechsel hat begonnen. Die Frage, die
sich generell stellt, ist: Was bringt derjenige mit? Was hat er für Fähigkeiten,
die man entwickeln kann? Besitzt er
soziale Intelligenz, d. h. zu spüren und
zu verstehen, wie tickt der andere, was
motiviert den anderen, wie kann ich den
anderen positiv beeinflussen und leiten?
Wenn man diese Fähigkeit der sozialen
Intelligenz nicht mitbringt, ist er/sie als
Führungskraft schwer einzusetzen. Das
sind für mich entscheidende Basics.
Auch Eigenmotivation und Gestaltungswille sind wichtige Voraussetzungen
und die Lust, sich auf etwas einzulassen.
Uns begegnen viele Fachexperten, aber
das Fach „Führen“ kann man nicht studieren. Die Kombination aus fachlicher
Expertise und sozialer Intelligenz ist die
beste Voraussetzung.
Du begleitest auch Frauen auf ihrem
Karriereweg. Wie erlebst du sie als
Führungskraft?
(lacht) Wenn ich genau überlege, waren
die letzten Führungsentscheidungen
in meinem Bereich nahezu ausschließlich Frauen. Ich habe viele Kolleginnen
begleitet und gefördert, und natürlich
freue ich mich zu sehen, wenn sie Karriere machen, intern oder extern. Wir
brauchen Frauen in der Führungsebene,
weil sie auf viele Themen einen anderen
Blickwinkel haben. Sie wählen andere
Ansätze und sind im Team oft empathischer. Leider erlebe ich es in der Praxis
immer wieder, dass junge erfolgreiche
Frauen sich Führung weniger zutrauen.
Ich kann sie nur bestärken, sich Führung
zuzutrauen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen.
Ich weiß, dass deine Tochter kurz vor
dem Eintritt in die Berufswelt steht.
Welchen Ratschlag gibst du ihr als junger Mensch dafür mit?
Probiere dich in dem aus, was dich inter
essiert! Mach das, was dir Spaß macht,
und schau, dass du dir ein gutes Wissen
aneignest. Sei selbstbewusst und bleib
veränderbar, denn Entwicklung begleitet
Dich dein ganzes Leben.
“
Interview wurde geführt von Bettina Allgaier
LBS Südwest
FRANZ ZISIK
frank.zisik@lbs-sw.de
www.lbs-sw.de
Foto: Pressestelle LBS Südwest
können? Darüber sollten wir in einigen
Jahren hoffentlich nicht mehr diskutieren sollen.