FRÖBEL-Jahresbericht 2022: FRÖBEL bewegt - Bericht - Seite 136
herausforderndem Verhalten. Oft geht es auch um
Gebärdensprache kommuniziert. Das Team macht
die Beantragung von unterstützenden Leistungen
nun einen Gebärdenkurs und nimmt gemeinsam
im Kitaalltag. Ausgehend von der Perspektive und
mit einem Gebärdensprachdozenten klassische
Bedarfslage des Kindes sowie den strukturellen und
Tür- und Angelgespräche in Gebärdensprache
personellen Ressourcen beraten wir jede Kita ganz
als Videosequenzen auf, um den Eltern beispiels-
individuell, die „Inklusions-Toolbox von der Stange“
weise mitzuteilen „Ihr Kind hat Fieber“ oder
gibt es leider nicht.
„Bitte bringen Sie Wechselkleidung mit“.
In Kitas mangelt es oft an Zeit und Geld –
Was wünschen Sie sich von der Politik?
wie können pädagogische Fachkräfte Kindern
Mein dringlichster Wunsch wäre, den inklusiven
trotzdem Teilhabe bieten?
Gedanken auch auf gesetzlicher, struktureller
Meiner Erfahrung nach geht es tatsächlich manch-
Ebene umzusetzen. Dies würde nämlich bedeuten,
mal um die „kleinen“ Erkenntnisse. Viele Mitarbei-
dass wir Kinder nicht durch eine Diagnose stig -
tende haben – oftmals unbewusst – bereits sehr
matisieren müssten, um eine besondere Leistung
gute Lösungen gefunden, die wir im Rahmen von
– in unserem Fall mehr Fachkraftstunden – zu
Reflexion oder Fallbesprechungen gemeinsam im
bekommen. Diversere Ausbildungsinhalte und
Team herausarbeiten und etablieren können. Aber
mehr Geld für eine bessere Bezahlung der Fach-
wir müssen uns auch eingestehen, wo die Grenzen
kräfte sowie eine inklusive Ausstattung der Kita
einer Kita liegen, und wir besser Logopädinnen und
stehen auch auf der Liste. Das Geld sollte aber
Logopäden oder auf Netzwerke wie Frühförderung
nicht aus „Sondertöpfen“ kommen – denn so
zugreifen. Nichtdestotrotz müssen die personellen
selbstverständlich, wie unsere Kitas heute die bunte
und strukturellen Rahmenbedingungen geschaffen
Vielfalt der Gesellschaft abbilden, sollte auch die
werden, damit Teilhabe langfristig gelingen kann.
Finan zierung sein.
Was macht eine inklusive Kita aus?
Bauliche Barrierefreiheit ist natürlich eine Voraussetzung, aber leider immer noch nicht überall
gegeben. Ebenso wichtig ist eine inklusive, diversitätssensible Haltung des Teams. Dazu gehört ein
hohes Maß an Flexibilität bei der Gestaltung des
pädagogischen Alltags sowie der Wunsch und die
Bereitschaft, sich themenspezifisch einzulesen und
fortzubilden. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel eine
Kita beraten, in deren Elternschaft ein Paar in
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Sandra Gaßen,
Heilpädagogin, ist seit Juli
2022 im Rahmen eines
zweijährigen Modellprojekts
als Fachberaterin für
Inklusion und Diversität tätig.
Sie berät FRÖBEL-Einrichtungen in NRW.