KINDgerecht - Magazin für frühkindliche Bildung, "Sprachentwicklung beobachten - und dann?", Teil 3 und Referenzen - KINDgerecht Magazin für frühkindliche Bildung, Ausgabe 1, März 2022 - Magazin - Seite 26
KINDgerecht - Magazin für frühkindliche Bildung, "Sprachentwicklung beobachten - und dann?", Teil 3 und Referenzen
EHRENAMT
Sprachbildung
als Gemeinschaftsaufgabe
Für eine wirksame Sprachförderung
brauchen Kindertageseinrichtungen
Ressourcen. Zusätzliche Fachkraftstunden über das Bundesprogramm
„Sprach-Kitas“ sind eine wertvolle
Unterstützung, aber gerade für Ausflüge, größere Projekte über einen
längeren Zeitraum oder auch Vor
lesestunden ist die Zeit oft knapp.
Wir stellen ein Projekt vor, bei denen
Sprachbildung und Sprachförderung
dank Ehrenamt gelingt.
„Ehrenamtliche sind für uns eine
wichtige zusätzliche Unterstützung.
Sie bereichern mit ihrer Zeit den KitaAlltag – auch durch ihre Talente, ihre
Sprache und ihre Kultur.“ Larissa Klemm
„Als Lesepaten an Berliner Brennpunktschulen haben wir immer
wieder neu eingeschulte Kinder mit deutlichen Sprachmängeln betreut. Im Vergleich zu Kindern aus anderen Schulen waren diese Kinder in ihrem Sprachstand ein bis zwei Jahre hinterher und leider haben sie nur selten diesen Abstand im weiteren
Schulverlauf aufgeholt. Jedes fünfte Berliner Kind erhält durch
seine Eltern bzw. Erziehungsberechtigten keine hinreichende
Unterstützung beim deutschen Spracherwerb und dem damit
verbundenen Zugang zum Allgemeinwissen“, berichtet Matthias Bräutigam, einer der ehrenamtlichen Sprachpaten in Berlin.
Basierend auf dieser Erfahrung haben Sawan Chebli und
Matthias Bräutigam 2020 mit der Unterstützung der SPD Charlottenburg den Verein „Sprachpat*innen für Kita-Kinder e. V.“
gegründet. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, besonders benachteiligte Kinder durch Ehrenamtliche bereits ab dem dritten oder vierten Lebensjahr in der Kita intensiv in ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen, idealerweise jeden Tag eine halbe bis eine Stunde.
„Sprachpat*innen“ im FRÖBEL-Kindergarten Augustastrolche
„Erfreulicherweise waren die FRÖBEL-Kindergärten die ersten, die dieses Konzept erproben wollten. Ende Mai 2021 sind
wir dann zu dritt zur Vorbesprechung zu den Augustastrolchen
gekommen und dann ging es auch gleich schnell los. Wir waren sehr gespannt, wie wir uns in den Alltag einfügen und wie
die Kinder reagieren würden“, so Matthias Bräutigam.
Natürlich habe jede Sprachpatin und jeder Sprachpate
eigenen Vorlieben und Stärken. Aber die betreuten Kinder haben die direkte Zuwendung schon sehr genossen und jeder der
Ehrenamtlichen hat Wege gesucht und gefunden, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.
„Einige Kinder konnten nicht genug Ausschneidebögen
von den Berliner Verkehrsbetrieben bekommen: U-Bahn und SBahn fuhren durch die Kita, „einsteigen“, „aussteigen“ und „zurückbleiben“ wurden in den Wortschatz aufgenommen. Gemeinsames Singen und Gartenbesuche sind eine schöne Abwechslung. Bilderbücher und Vorlesen sind immer sehr beliebt
und wenn man dann den Apfel aus dem Buch auch noch vom
Koch geschenkt bekommt, bleibt das Wort sicher hängen. Dieses Detail zeigt aber auch, wie mühselig und lang der Weg in
die neue Sprachwelt für manche Kinder ist“, berichtet Matthias Bräutigam von seiner Tätigkeit.
„Wir glauben, dass wir den Kindern eine wichtige sprachliche Unterstützung sein können, aber auch für uns waren die
Kinder mit ihrer Zuneigung und Neugier eine große Bereicherung. Sehr angenehm waren für uns die aufgeschlossen Fachkräfte, sie haben uns unterstützt, Tipps gegeben und uns mit
den Regeln und Abläufen des Kita-Betriebes vertraut gemacht.
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Für die professionelle Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher sind wir sehr dankbar“, so Bräutigam.
„Unsere Sprachpatinnen und -paten kommen an insgesamt vier Tagen in der Woche in unseren Elementarbereich. Sie
treffen sich dabei ein- bis zweimal mal in der Woche für zwei
Stunden mit bis zu drei Kindern, die wenig bis kaum Deutschkenntnisse haben.
Durch intensive Zuwendung in Spielen und Gesprächen
unterstützen sie die Kinder dabei, ihren Wortschatz zu erweitern
und sich auszudrücken. Die ausgesprochenen Worte der Kinder werden direkt als sprachlicher Anlass aufgenommen, um
die Kinder darin zu bestärken, ihre Themen mit Worten durch
Anschauung von Bilderbüchern oder Spielmaterialien gemeinsam mit den Paten zu beschreiben und ausdrücken zu können.
Es finden ein Märchentag, ein Kamishibai-Tag, Angebote aus
der Sprachschatzkiste statt und die Kinder bringen selbst ihr
Lieblingsbuch mit.
Dabei schenken die Ehrenamtlichen dem Patenkind ihre
ungeteilte Aufmerksamkeit und setzen bewusst ihre Mimik und
Gestik ein, sodass die Kinder möglichst die Worte, Laute und
Konsonanten deutlich von den Lippen ablesen können. Zur
fachlichen Unterstützung stehen zwei Fachkräfte den Sprachpatinnen und -paten zur Seite.
Mitarbeit:
Larissa Klemm, Koordinatorin für Netzwerkarbeit und
Matthias Bräutigam, Sprachpat*innen e. V. für Kita-Kinder
Für unser Team sind unsere Sprachpaten eine sehr wertvolle Bereicherung im Sinne der Kinder. Durch diese Form der Zuwendung können sie eine viel intensivere Unterstützung in ihrer
sprachlichen Entwicklung erhalten.“
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Lenny und das Lieblingsbuch
Versunken in ein Spiel bemerken die
Freunde nicht, dass sie Lennys Lieblingsbuch draußen auf der Wiese im Kindergarten haben liegen lassen. Über Nacht
hat es geregnet und am nächsten Tag
finden die Freunde das völlig durchnässte Buch auf dem Rasen. Die Bilder sind
kaum noch zu erkennen.
Lenny ist darüber sehr traurig. Auch
in der Bibliothek gibt es das Buch nicht
mehr. Doch dann haben sie eine Idee
und die birgt eine großartige Chance für
die Kinder: Gemeinsam mit der Unterstützung einiger Familien, entsteht ein neues,
selbstgestaltetes Buch mit einer selbstausgedachten Geschichte.
So wird aus einem anfänglichen Unglück ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis. Mit Stolz halten die Kinder am
Ende ihr eigenes Buch in den Händen.
Ein gemeinsames Erlebnis verbindet und
schafft Zusammenhalt. Mit den Ideen,
Talenten und auch der „geschenkten“
Zeit der Familien können im Kindergar
ten zusätzliche, geplante oder auch
spontane Bildungsmomente entstehen.
Sie sind besonders wertvoll für die
Kinder, weil es erfahrungsgemäß
beglückende Momente sind, wenn die
Lebenswelt Familie mit der Lebenswelt
Kindergarten zusammenkommt.
FRÖBEL
Pixi
Ein mehrsprachiges BilderbuchKinoerlebnis für die ganze Familie
„Lenny und das Lieblingsbuch“
Eine Geschichte von Beate Timmer
mit Bildern von Susanne Göhlich
Das Pixi-Buch ist in folgenden 12
Sprachen erschienen:
Deutsch, Arabisch, Englisch, Chinesisch, Farsi, Französisch, Italienisch,
Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch,
Vietnamesisch.
Zum Bilderbuchkino:
Erschienen 2020 im Carlsen Verlag
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