KINDgerecht - Magazin für frühkindliche Bildung, Bundesprogramm Sprach-Kitas, Teil 2 - KINDgerecht Magazin für frühkindliche Bildung, Ausgabe 1, März 2022 - Magazin - Seite 29
KINDgerecht - Magazin für frühkindliche Bildung, Bundesprogramm Sprach-Kitas, Teil 2
EDITORIAL
Für die professionelle Unterstützung der Erzieherinnen und
Erzieher sind wir sehr dankbar“, so Bräutigam.
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Kitas sind zentrale Orte für sprachliche Bildung im Alltag – egal
welche Erstsprache ein Kind mitbringt. Wird in der Familie kein
Deutsch gesprochen, ist die Kita häufig der einzige Ort, an
dem sie Deutsch hören und sprechen können. Auch für den Erwerb der Erst- oder Familiensprache ist eine gute Sprachbildung in der Kita wichtig.
Die Fähigkeit, sich mit anderen zu verständigen, Wünsche und
Anliegen zu formulieren, ist unabdingbar für die Teilhabe der
Kinder – egal, ob in der Familie, der Kita oder später in der
Schule.
Die Wissenschaft betont immer wieder, dass sich Bildungsungerechtigkeiten in den ersten sechs Lebensjahren manifestieren.
Was in diesem Zeitraum gelernt oder nicht gelernt wird, prägt
den gesamten weiteren Lebensweg. Kitas bieten eine unschätzbare Chance, hier frühzeitig die Weichen für mehr Gerechtigkeit zu stellen.
gleichen Chancen haben, um Rückstände aufzuholen. Mehrsprachigkeit wird häufig nicht als Ressource betrachtet, dabei bringen mehrsprachige Kinder wertvolle Kompetenzen
mit. Eltern sind die wichtigsten Partner für eine gute Bildung
der Kinder: Für eine gute Zusammenarbeit zwischen Kita und
Familien braucht es mehr und besseren Zugang zu Kinderbüchern in vielen Sprachen, Übersetzungshilfen und Ressourcen
für Kita-Sozialarbeit. Nicht zuletzt brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte, um diese große Bildungsaufgabe zu stemmen. Initiativen wie das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“
müssen daher verstetigt werden.
In dieser Ausgabe der KINDgerecht lesen Sie, wie gute Sprachbildung in der Kita gelingen kann, wie Mehrsprachigkeit zur
Ressource wird und was die Politik tun muss, damit alle Kinder
in den ersten Lebensjahren die Bildungschancen erhalten, die
sie für eine gute Entwicklung brauchen.
Viel Freude beim Lesen.
Bis alle Kinder davon profitieren werden, ist es noch ein weiter
Weg. Noch haben längst nicht alle Kinder die Chance auf einen Kitaplatz. Für Berlin belegt eine aktuelle Studie1, dass Familien mit Migrationshintergrund offenbar weniger häufig einen Kita-Platz finden als Familien mit deutschen Wurzeln. Es
gibt keine valide flächendeckende Erhebung des Sprachstands von Kita-Kindern. Ein bundesweit einheitliches System
würde gewährleisten, dass Kinder überall in Deutschland die
Stefan Spieker, FRÖBEL-Geschäftsführer
1 Dohmen, D. et al. (2021): Entwicklung frühkindlicher Bildungsbedarfe in
Berlin: Vom Platzmangel zu Bildungschancen. Berlin. Unter: kita-stimme.berlin/
media/fibs_kita-stimme_kita-entwicklung_berlin_211027_final.pdf
„Unsere Sprachpatinnen und -paten kommen an insgesamt vier Tagen in der Woche in unseren Elementarbereich. Sie
treffen sich dabei ein- bis zweimal mal in der Woche für zwei
Stunden mit bis zu drei Kindern, die wenig bis kaum Deutschkenntnisse haben.
Durch intensive Zuwendung in Spielen und Gesprächen
unterstützen sie die Kinder dabei, ihren Wortschatz zu erweitern
und sich auszudrücken. Die ausgesprochenen Worte der Kinder werden direkt als sprachlicher Anlass aufgenommen, um
die Kinder darin zu bestärken, ihre Themen mit Worten durch
Anschauung von Bilderbüchern oder Spielmaterialien gemeinsam mit den Paten zu beschreiben und ausdrücken zu können.
Es finden ein Märchentag, ein Kamishibai-Tag, Angebote aus
der Sprachschatzkiste statt und die Kinder bringen selbst ihr
Lieblingsbuch mit.
Dabei schenken die Ehrenamtlichen dem Patenkind ihre
ungeteilte Aufmerksamkeit und setzen bewusst ihre Mimik und
Gestik ein, sodass die Kinder möglichst die Worte, Laute und
Konsonanten deutlich von den Lippen ablesen können. Zur
fachlichen Unterstützung stehen zwei Fachkräfte den Sprachpatinnen und -paten zur Seite.
Mitarbeit:
Larissa Klemm, Koordinatorin für Netzwerkarbeit und
Matthias Bräutigam, Sprachpat*innen e. V. für Kita-Kinder
Für unser Team sind unsere Sprachpaten eine sehr wertvolle Bereicherung im Sinne der Kinder. Durch diese Form der Zuwendung können sie eine viel intensivere Unterstützung in ihrer
sprachlichen Entwicklung erhalten.“
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Lenny und das Lieblingsbuch
Versunken in ein Spiel bemerken die
Freunde nicht, dass sie Lennys Lieblingsbuch draußen auf der Wiese im Kindergarten haben liegen lassen. Über Nacht
hat es geregnet und am nächsten Tag
finden die Freunde das völlig durchnässte Buch auf dem Rasen. Die Bilder sind
kaum noch zu erkennen.
Lenny ist darüber sehr traurig. Auch
in der Bibliothek gibt es das Buch nicht
mehr. Doch dann haben sie eine Idee
und die birgt eine großartige Chance für
die Kinder: Gemeinsam mit der Unterstützung einiger Familien, entsteht ein neues,
selbstgestaltetes Buch mit einer selbstausgedachten Geschichte.
So wird aus einem anfänglichen Unglück ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis. Mit Stolz halten die Kinder am
Ende ihr eigenes Buch in den Händen.
Ein gemeinsames Erlebnis verbindet und
schafft Zusammenhalt. Mit den Ideen,
Talenten und auch der „geschenkten“
Zeit der Familien können im Kindergar
ten zusätzliche, geplante oder auch
spontane Bildungsmomente entstehen.
Sie sind besonders wertvoll für die
Kinder, weil es erfahrungsgemäß
beglückende Momente sind, wenn die
Lebenswelt Familie mit der Lebenswelt
Kindergarten zusammenkommt.
FRÖBEL
Pixi
Ein mehrsprachiges BilderbuchKinoerlebnis für die ganze Familie
„Lenny und das Lieblingsbuch“
Eine Geschichte von Beate Timmer
mit Bildern von Susanne Göhlich
Das Pixi-Buch ist in folgenden 12
Sprachen erschienen:
Deutsch, Arabisch, Englisch, Chinesisch, Farsi, Französisch, Italienisch,
Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch,
Vietnamesisch.
Zum Bilderbuchkino:
Erschienen 2020 im Carlsen Verlag
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