KINDgerecht - Magazin für frühkindliche Bildung, Viele Sprachen sind hier zu Hause, Teil 2 - KINDgerecht Magazin für frühkindliche Bildung, Ausgabe 1, März 2022 - Magazin - Seite 9
KINDgerecht - Magazin für frühkindliche Bildung, Viele Sprachen sind hier zu Hause, Teil 2
www.integration.haus-der-kleinen-forscher.de
Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
engagiert sich für gute frühe Bildung in den Bereichen
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
(MINT) – mit dem Ziel, Mädchen und Jungen stark für die
Zukunft zu machen und zu nachhaltigem Handeln zu
befähigen. Partner der Stiftung sind die Siemens Stiftung,
die Dietmar Hopp Stiftung, die Dieter Schwarz Stiftung und
die Friede Springer Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
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Autorinnen:
Dr. Ann-Katrin Bockmann, Universität Hildesheim, Leitung „IMPULS – Sprache
als Brücke zur Integration“ und „KEA – Kinder entwickeln alltagsintegriert
Sprache“ sowie die Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche
„KiM – Kind im Mittelpunkt“.
Anna Machmer M. Sc. Psych., Universität Hildesheim, Institut für Psychologie,
Projekt KEA „Kinder entwickeln alltagsintegriert Sprache“,
Dr. Anke Buschmann, Leitung „ZEL-Zentrum für Entwicklung und Lernen“,
Heidelberg
Das Quiz ist ein Beitrag aus dem Service-Portal „Integration“
der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Das kostenfreie
Portal unterstützt pädagogische Fach- und Lehrkräfte bei
der Integration geflüchteter Kinder in Kita, Hort und
Grundschule. Es bietet Erfahrungsberichte aus der Praxis,
Experteninterviews, Hintergrundartikel sowie praktische
Links und Literaturtipps.
Falsch!
Eltern sollten die Sprache sprechen, die sie selbst am besten beherrschen. Kinder brauchen korrekte Sprachvorbilder. Entscheidend ist die
Wertschätzung der Sprache. Wer mit seinen Kindern zu Hause mühsam
(schlechtes) Deutsch spricht, hilft ihnen nicht beim Deutsch lernen, wirkt
aber im Zweifelsfall negativ auf ihre Muttersprachkenntnisse ein.
Literatur:
Chilla, Solveig (2011): Bilingualer Spracherwerb. In: Siegmüller, J./Bartels,
H. (Hrsg.): Leitfaden Sprache-Sprechen-Schlucken-Stimme. München:
Elsevier, 46-51.
Jenny, Claudia (2008): Sprachauffälligkeiten bei zweisprachigen Kindern. Ursachen, Prävention, Diagnostik und Therapie. Bern: Huber.
Klassert, Annegret/Gagarina, Natalia (2010): Der Einfluss des elterlichen
Inputs auf die Sprachentwicklung bilingualer Kinder: Evidenz aus russischsprachigen Migrantenfamilien in Berlin. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 4, 413-425.
Owens, Robert E. (2010): Language Development. An introduction. 8th
edition. Upper Saddle River: Pearson.
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Kinder sollten erst eine
Sprache, ihre Muttersprache,
richtig lernen und dann mit der
nächsten beginnen.
Falsch!
Zwei Sprachen zu lernen ist für Kinder keine Überforderung,
auch wenn das die Wissenschaft lange geglaubt hat. Alle
Menschen sind prinzipiell dafür ausgestattet, mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen. Die Bedingungen sind bei Kindern
unter drei Jahren sogar besonders günstig.
Literatur:
Chilla, Solveig/Fox-Boyer, Annette (2016): Zweisprachigkeit/
Bilingualität. Ein Ratgeber für Eltern. 2, überarbeitete Auflage.
Idstein: Schulz-Kirchner.
Einsprachige Kinder haben weniger
Sprachentwicklungsstörungen als
mehrsprachige Kinder.
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Die Aufgabe von Eltern
mehrsprachig aufwachsender
Kinder ist es, so viel Deutsch wie
möglich mit ihren Kindern zu sprechen,
unabhängig davon, was ihre eigene
Muttersprache ist.
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Der Besuch einer Kita und der
dortige Kontakt mit der
Sprache reichen aus, um
deutsch zu lernen.
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Im Prinzip richtig!
Ob diese Aussage stimmt, ist sowohl abhängig davon, wie oft
und wie viel die Kita besucht wird – am besten möglichst frühzeitig und ausreichend viele Stunden – als auch von der Qualität
des sprachlichen Inputs. Je besser der sprachförderliche Umgang in der Kita, desto einfacher und desto schneller kann ein
Kind die Sprache lernen.
Literatur:
Chilla, Solveig (2011): Bilingualer Spracherwerb. In: Siegmüller, J./
Bartels, H. (Hrsg.): Leitfaden Sprache-Sprechen-Schlucken-Stimme. München: E
lsevier, 46-51.
Jenny, Claudia. (2008): Sprachauffälligkeiten bei zweisprachigen Kindern. Ursachen, Prävention, Diagnostik und Therapie.
Bern: Huber.
Owens, Robert E. 2012. Language Development. An introduction. 8th edition. Upper Saddle River: Pearson.
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Richtig!
Das sogenannte „Code-Mixing“ oder „Code- Switching“ tritt oft bei mehrsprachigen Kindern auf und ist völlig normal. Es ist sogar eher eine wertvolle
Funktion und Ausdruck hoher Sprachkompetenz. In der Regel lernen Kinder
im weiteren Verlauf, die Sprachen deutlich zu trennen. Wenn sie das nicht
können und die Sprachen weiterhin durcheinanderbringen, hat es meist
eine andere Ursache.
Literatur:
Auer, Peter (2009): Competence in performance: Code-switching und andere Formen bilingualen Sprechens. In: Gogolin, I./Neumann, U. (Hrsg.):
Streitfall Zweisprachigkeit – The Bilingualism Controversy. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 91-110.
Paradis, Johanne/Genesee, Fred/Crago, Martha (2011):. Dual language development and disorders: A handbook on bilingualism and second language learning (2nd Ed.). Baltimore, MD: Brookes Publishing.
Die Durchmischung von Sprachen bei
mehrsprachig aufwachsenden Kindern
hat keine negativen Konsequenzen.
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Falsch!
Sechs bis acht Prozent aller Kinder weltweit haben Sprachentwicklungsstörungen. Mehrsprachigkeit ist keine Ursache. Bei
mehrsprachigen Kindern gilt: Das Problem muss immer in beiden Sprachen auftreten, sonst ist es keine Sprachstörung (Faustregel: Weniger als 50 Wörter am zweiten Geburtstag, fast keine
Zwei-Wort-Sätze, häufiges Benutzen von Lauten und Gesten).
Literatur:
Scharff Rethfeld, Wiebke (2013). Kindliche Mehrsprachigkeit:
Grundlagen und Praxis der sprachtherapeutischen Intervention. Stuttgart: Thieme.
Im Prinzip richtig!
Gelegentlich sind mehrsprachige Kinder zeitweise langsamer in der Sprachentwicklung, weil sie doppelt so viel lernen müssen. Meist holen sie die Rückstände aber schnell auf und erreichen die Meilensteile etwa im gleichen Alter wie einsprachige Kinder.
Literatur:
Chilla, Solveig (2011): Bilingualer Spracherwerb. In: Siegmüller, J./Bartels, H.
(Hrsg.): Leitfaden Sprache-Sprechen-Schlucken-Stimme. München: Elsevier,
46-51.
Ein- und mehrsprachige Kinder
sind in ihrer Sprachentwicklung
gleich schnell.
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Was muss ich tun, damit ein mehrsprachig aufwachsendes Kind in seiner
Sprachentwicklung optimal gefördert wird? Welche Fallstricke sollte ich
vermeiden? Ann-Katrin Bockmann von der Universität Hildesheim hat
die bekanntesten Mythen auf den Prüfstand gestellt. Was glauben Sie:
Stimmen die folgenden sechs Aussagen oder nicht? Machen Sie den Test!
Sechs Mythen zur
Sprachentwicklung
RÄTSEL