Magazin KINDgerecht Ausgabe 1-2023, Juli: „Piep, piep, piep, guten Appetit.” Mahlzeiten und Ernährung als nachhaltiges Bildungsmoment in Kitas - Magazin - Seite 19
zu hinterfragen und sich dafür zu entscheiden, es nicht an die Kinder weitergeben zu wollen.
KARRIERE
Ernährungsbildung
als Berufung
Viele pädagogische
Fachkräfte, die ein
besonderes Interesse an
einem bestimmten
Bildungsbereich haben,
entscheiden sich für eine
Romy Hackbarth, als Multiplikatorin
übernehmen Sie Verantwortung
für einen eigenen Bildungsbereich.
Was reizt Sie daran?
Als vor ein paar Jahren die Multiplikator:innen-Rolle bei FRÖBEL eingeführt
wurde, überlegten wir als Team für unser
Haus, welche Themen am besten zu uns
passen. Wir einigten uns sehr schnell auf
zwei Bildungsbereiche: Naturpädagogik
und Gesundheit. Da ich bereits die Fortbildung zur Kneipp-Erzieherin absolviert
hatte und mich ohnehin sehr für Ernährung interessiere, durfte ich mich in diesem Bereich weiterqualifizieren. In der
frühen Bildung haben wir die einmalige
Chance, Kinder spielerisch für Bewegung
und gesunde Ernährung zu begeistern
und ihnen Strategien zu vermitteln, gut
für ihren Körper und ihre Seele zu sorgen.
Was ist das Besondere an
einer Fachkarriere gegenüber
punktuellen Fortbildungen zu
Gesundheitsthemen?
Die Ausbildung zur Multiplikatorin ist ganzheitlicher. Im Laufe von zwei Jahren besucht man mehrere Fortbildungen zu
„seinem“ Thema und kann sich so ein
sehr fundiertes Wissen aneignen. Das ist
auch notwendig, da man ja dem ganzen Team als Expert:in zur Seite stehen
Fachkarriere als Multiplikator:in. Romy Hackbarth
hat sich im Bereich
Gesundheit weiterqualifiziert. Im Interview
erzählt sie, wie Kinder und
Team davon profitieren.
wird. Wir lernen deshalb auch, wie wir
schwierige Themen – gerade Ernährung
ist ja für viele ein sehr sensibles Thema –
mit Kolleg:innen besprechen können.
Außerdem ist es großartig, sich mit Kolleg:innen aus anderen Kitas in ganz
Deutschland vernetzen zu können, die
sich für dasselbe Thema interessieren.
Welche Rolle spielt die Ernährung in
der Kita für Ihre Tätigkeit?
Neben Bewegungsförderung ist die Ernährung tatsächlich mein wichtigstes
Thema, es spielt auch eine sehr große
Rolle im Kita-Alltag. Wir beteiligen die Kinder daran, indem wir täglich die Mahlzeiten mit ihnen besprechen, natürlich dürfen sie auch mitentscheiden, was seltener oder häufiger auf dem Speiseplan
stehen soll. Genauso wichtig wie die
Speisen selbst, ist die Gestaltung der
Mahlzeiten. Gemeinsam mit meinen Kolleg:innen bespreche ich, wie wir ein angenehmes Ambiente schaffen können
und wie und zu welchen Themen wir
Tischgespräche anregen können. Die
Kinder sollen sich auf das Essen freuen!
Deshalb haben wir auch eine neue
Kinderküche eingerichtet, in der wir mit
den Kindern kochen und backen können. Die Zutaten dafür kaufen wir vorher
gemeinsam ein und können so mit den
Kindern den Umgang mit Lebensmitteln,
deren Herkunft und auch ökologische
Themen besprechen.
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Welche Funktion nehmen Sie im
Team ein?
Ich sehe mich als Beraterin und Begleiterin meines Teams zu allen Fragen rund um
Gesundheitsförderung und teile mein Wissen rund um das Kochen und Backen mit
Kindern, Sauna, Kneipp und Bewegung
im pädagogischen Alltag. Auch unterstütze ich meine Kolleg:innen bei der eigenen Resilienzförderung – wenn wir nicht
auf unsere Gesundheit achten, können
wir auch keine guten Vorbilder für die Kinder sein. Daneben koordiniere ich die regelmäßigen Sitzungen von Leitung, pädagogischen Fachkräften und Küchenteam. Wir sind ein großes Haus, deshalb
sind feste Austauschrunden sehr wichtig.
Welche Projekte konnten Sie in Ihrer
Kita anstoßen?
Durch meine Rolle habe ich einmal
mehr gelernt, wie emotional der Umgang mit dem Thema Ernährung sein
kann, wie sehr er von unterschiedlichem
Interesse, Wissen sowie kulturellem und
familiärem Hintergrund geprägt ist. Daher würde ich eher von Prozessen als
von Projekten sprechen. So haben wir
im Team Qualitätsstandards vereinbart.
Dazu gehört zum Beispiel ein achtsamer
Umgang mit Kindern, die „nichts“ essen
wollen oder der Umgang mit Süßigkeiten. Das klingt so einfach, aber nicht jeder und jedem fällt es leicht, beispielsweise in der eigenen Kindheit Gelerntes
Was haben Sie und Ihr Team gelernt?
Welche Erfahrung würden Sie gerne
weitergeben?
Ich denke, meine Kolleg:innen würden
bestätigen, dass wir gemeinsam zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln gefunden haben. Geholfen hat
uns dabei die Kooperation mit „Kantine
Zukunft“, einer Initiative, die Kantinen,
Schul- und Kitaküchen bei nachhaltigem und ressourcenschonendem Kochen unterstützt. Wir kochen jetzt mit höherem Bioanteil und niedrigerem Abfallaufkommen. Durch unsere Zusammenarbeit mit der Präventionsinitiative
„fit4future“ ist das Interesse für Sport und
Bewegung im Team gestiegen und wir
haben den Bewegungsraum erweitert,
was mich sehr freut. Außerdem haben
wir zweimal im Jahr den „expika e. V.“ zu
Gast mit großartigen Ernährungsworkshops für Kinder.
Inwiefern profitieren Sie selbst von
Ihrer Rolle?
Für mich persönlich war die Fachkarriere
genau die richtige Entscheidung, weil ich
mir so viel neues Wissen aneignen kann
und meine Begeisterung mit meinen Kolleg:innen und natürlich den Kindern teilen
kann. Außerdem habe ich durch die
Qualifizierung zur Multiplikatorin neue
spannende Themen kennen gelernt – gerade mache ich eine Ausbildung zur
Facherzieherin für Psychomotorik.
Romy Hackbarth ist Multiplikatorin für Gesundheit im
FRÖBEL-Kinderkarten Kleine
Füße – Naseweis in Berlin.
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