Magazin KINDgerecht Ausgabe 1-2023, Juli: „Piep, piep, piep, guten Appetit.” Mahlzeiten und Ernährung als nachhaltiges Bildungsmoment in Kitas - Magazin - Seite 14
KULTURELLE VIELFALT
Hier wächst Zukunft
Mit dem Hochschulprogramm
„CampusAckerdemie“ bringt
Küchenkräften auch pädagogische
Lehrkräfte und Erzieher:innen.
Fachkräfte mit dem Thema umgehen.
Studierende der „CampusAckerdemie“ an der TU Berlin
„Vom Wissen zum Handeln – das ist das Schwierige.
Wir haben auf dem Acker beides. Das können die
Studierenden mit in die Schule nehmen.“ Dozentin
Wie funktioniert die „CampusAckerdemie“?
Teilnehmende Hochschulen erhalten ein
umfangreiches Leistungspaket:
1.
2.
3.
Auszeichnungen
Die „CampusAckerdemie“ wurde bereits 2021 vom deutschen Stifterverband als eine der „100 besten Ideen Deutschlands aus Bildung, Wissenschaft und Innovation“ ausgezeichnet. 2022 erhielt die „CampusAckerdemie“ – neben einem
startsocial-Stipendium – die „Nationale Auszeichnung – Bildung für nachhaltige Entwicklung“ des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung und der Deutschen UNESCO-Kommission. Die Auszeichnung würdigt innovative Lehr- und Lernangebote, die zeigen, wie Nachhaltigkeit in der deutschen Bildungslandschaft verankert werden kann.
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Für pädagogische Teams bedeutet das, eine respektvolle, inklusive Umgebung zu kreieren, in der Kinder ohne Stigmatisierung auf bestimmte Lebensmittel verzichten oder andere bevorzugen können, beispielsweise Pflanzenmilch statt Kuhmilch
aufgrund einer Laktoseintoleranz. Wenn eines oder mehrere
Kinder aus religiösen oder anderen Gründen auf bestimmte
Lebensmittel verzichten, sollte eine gleichwertige Alternative
angeboten werden, auf die selbstverständlich auch alle anderen Kinder zugreifen dürfen. Auf Schweinefleisch verzichten
die meisten FRÖBEL-Einrichtungen ohnehin ganz – schon aus
Gründen der Gesundheit und des Tierwohls.
verantwortungsvoller müssen neben
die Ausbildung zukünftiger
Der „Acker e. V.“ schlägt so die Brücke zwischen den vielfach
ausgezeichneten Bildungsprogrammen „GemüseAckerdemie“
und „AckerRacker“ und der Hochschulausbildung für Lehrkräfte.
Beim Anbau, der Pflege und Verwertung von bis zu 30 Gemüsearten erwerben die Studierenden alle wichtigen landwirtschaftlichen Fähigkeiten, die sie für einen Gemüseacker in der Schule
oder Kita brauchen. Ergänzende Workshops vermitteln pädagogische Methoden der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
individuelle Vorlieben wie auch ge-
Einrichtungen und Kantinen. Umso
nachhaltige Entwicklung“ in
Die „CampusAckerdemie“ wird 2023 an 12 Universitäten und
Fachschulen umgesetzt. Über 250 Studierende und 16 Dozierende bauen im Rahmen von wöchentlich begleiteten AckerStunden bis zu 30 Gemüsearten auf dem eigenen CampusAcker an.
Das Programm ist in verschiedene Fachbereiche integriert u. a.
Grundschulpädagogik, Biologiedidaktik, Sozialpädagogik oder
Zusatzqualifikationen für Lehrkräfte. Seit der ersten Pilotierung im
Jahr 2021 wurde das Programm an insgesamt 15 Hochschulen
umgesetzt und über 500 Studierende ausgebildet.
Inklusives Setting
Speiseplan – in den Familien, in
„Gemüseanbau und Bildung für
Ziel der „CampusAckerdemie“ ist es, Studierende für Lehr- und
Erziehungsberufe zu befähigen, an ihren zukünftigen Wirkungsstätten einen Acker selbstständig einzurichten, ihn wirkungsvoll
und langfristig im Schul- oder Kitaalltag zu integrieren und den
Kindern Wertschätzung für die Natur und Lebensmittel sowie ein
Grundverständnis für ökologische Zusammenhänge, gesunde
Ernährung und nachhaltiges Handeln zu vermitteln.
Herkunft, Kultur, Religion, Erziehung,
sundheitliche Aspekte prägen unseren
der „Acker e. V.“ die Themen
4.
Gartenbauliche Konzeption des „CampusAckers“:
Flächenauswahl, individuelle Anbauplanung,
Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut
Gärtnerisches Fachwissen und
Praxis-Seminare vor Ort:
Von unseren erfahrenen „AckerCoache“s
durchgeführte Pflanz- und Praxisworkshops,
wöchentlich passgenaue Pflegehinweise per
E-Mail, Zugang zur Online-Lernplattform,
digitale Vertiefungsworkshops
Didaktisch-methodische Unterstützung:
Thematische und methodische Anregungen für
die Gestaltung einer AckerStunde in der Praxis,
Best-Practice Beispiele, Kooperation mit
Praxiseinrichtungen
Unterstützung für Dozierende:
Praxiserprobter Seminarplan mit aufeinander
aufbauenden Modulen, Austauschformat für
Dozierende, Anregungen für die vorlesungsfreie
Zeit sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Wirkungsmessung
www.campusackerdemie.de
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AUSBILDUNG
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Wie können Kitas auf sensible Weise
dem Bedarf der Kinder und Familien
gerecht werden und zugleich eine
gute kulinarische Bildung umsetzen?
Tatsächlich ist der Informationsbedarf von Eltern zur Ernährung
der Kinder in der Kita hoch, das stellen Leitungen häufig bereits beim ersten Kennenlernen fest. Eltern möchten wissen,
wie die Mahlzeiten ablaufen, was angeboten wird und ob die
Vorlieben der Kinder berücksichtigt werden. Vielen ist eine gesundheitsbewusste und ausgewogene Ernährung wichtig, anderen ist eine fleischlose vollwertige Ernährung (noch) unvertraut, für manche gehört Zucker zu einem fröhlichen Kinderleben einfach dazu. Daneben müssen Allergien und Unverträglichkeiten berücksichtigt werden.
Im Dialog mit den Familien
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Familien ist in der
Kita besonders wichtig. Wir setzen im Dialog mit den Familien
deshalb auch beim Essen auf größtmögliche Transparenz. In
den meisten Einrichtungen hängt ein Speiseplan aus. Kinder
können auf diese Weise Rückmeldungen zu Speisen geben,
während Eltern einen guten Überblick haben und die Mahlzeiten zu Hause besser planen können. Um ein Unwohlbefinden
oder gar Konflikte möglichst gar nicht entstehen zu lassen, sollten Leitungen, Küchenkräfte und pädagogische Fachkräfte
ein offenes Ohr für Bedenken oder Wünsche der Eltern haben.
Nur so ist es möglich, den Kindern gerecht zu werden, denn
auch beim Essen haben sie ein Recht auf Partizipation und
das gemeinschaftliche soziale Erlebnis der Mahlzeiten.
Tischgespräche
Ernährungsgewohnheiten, religiöse Regeln und Bräuche bieten viele Themen für anregende Tischgespräche: Warum darf
Yelda auf keinen Fall Haselnüsse, aber trotzdem Mandeln essen? Wieso schmeckt der selbst gebackene Muffin süß, obwohl es in der Kita keinen „normalen“ Zucker gibt? Und was
bedeutet eigentlich „halal“? Je größer der Wissensschatz der
Kinder über Ernährungsgewohnheiten und -regeln ist, desto
eher lernen sie, die Überzeugungen anderer Menschen zu respektieren, auf Allergien Rücksicht zu nehmen und können
anderen Kindern helfen, sicher und gesund zu bleiben.
Domenica Licciardi ist
Fachberaterin bei FRÖBEL in
Nordrhein-Westfalen
UND DU ISST DAS
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