Magazin KINDgerecht Ausgabe 2-2023, November: Wie bildet man eine Demokratie? Mitwirkung von Kita-Kindern als Zukunftsaufgabe - Flipbook - Seite 9
nicht unbegrenzt in die Natur eingreifen können, ohne selbst
Schaden zu nehmen. Die damit verbundenen Fragen zu unserem Konsum, unserer Mobilität und unserer Ernährung sind Alltagsthemen in jeder Kita.
Die Fähigkeit, an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen
mitzuwirken, ist eine Grundlage für die nachhaltige Entwicklung
einer Gesellschaft. Je früher Kinder sich beteiligen, desto eher
können sie ihre eigene Bedeutung in der Gemeinschaft erfahren. Sie lernen, die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen und
verstehen, welche Folgen ihr eigenes Handeln haben kann.
„Wo ginge das besser als in der Kita?“, fragt Ute Krümmel, Projektleiterin Bildung für nachhaltige Entwicklung bei der Stiftung
„Kinder forschen“, und ergänzt: „Denn hier beteiligen sich Kinder in Gruppen gemeinsam an vielen Entscheidungen“.
BNE eröffnet den Kindern Gelegenheiten zum Erforschen,
Erkennen und Verstehen von komplexen Zusammenhängen
Fortbildungen: MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung
Unsere Gesellschaft muss umdenken und braucht dafür
Menschen, die verantwortungsvoll handeln. Mit Bildung für
nachhaltige Entwicklung (BNE) können Erzieherinnen und
Erzieher bereits junge Kinder darin bestärken, Themen mit
Bezug zur Nachhaltigkeit zu erforschen, besser zu verstehen
und den Alltag im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung
mitzugestalten.
Die Stiftung „Kinder forschen“ entwickelt seit 2016 im Rahmen eines vom Ministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) geförderten Projekts Fortbildungen und Materialien
zur frühkindlichen Bildung für nachhaltige Entwicklung und
bietet diese bundesweit an.
Dieses Jahr wird das vierte Fortbildungsangebot erarbeitet.
Es widmet sich dem Umgang mit dem Klimawandel.
Die Erzieherinnen und Erzieher im oben genannten Beispiel verstehen sich als Moderatinnen und Moderatoren. Sie greifen
nicht ein, selbst wenn ihnen nicht jedes ausgesuchte Spielzeug
gefällt. Das Team dieser Kita legt großen Wert auf nachhaltiges
Handeln und in der Kita-Konzeption ist BNE verankert. Die Pädagoginnen und Pädagogen nehmen hier jedoch keinen entsprechenden Ein昀氀uss. Denn in diesem Projekt steht der Partizipationsprozess im Vordergrund.
Bevor die Kinder im neuen Jahr in den Auswahlprozess einsteigen, werden die Spielsachen aus dem Vorjahr untersucht: Sind
sie noch spannend? Sind sie noch intakt? Da ein Kriterium für
die Spielzeugwahl die lange Haltbarkeit ist, können die Erwachsenen die Kinder dazu ermuntern, die Materialien der Spielzeuge zu erforschen und aufgrund ihrer Erkenntnisse informierte
Entscheidungen zu treffen. Aber es sind de昀椀nitiv die Kinder, die
entscheiden. „Partizipation heißt auch, Kinderentscheidungen
zu akzeptieren, die ich oder wir als Kita-Team anders treffen
würden“, sagt Ute Krümmel.
Wenn im Rahmen einer BNE Partizipation ernst genommen wird,
wird besonders deutlich, dass BNE nicht die Erziehung zum „richtigen Handeln“ ist. BNE eröffnet den Kindern Gelegenheiten zum
Erforschen, Erkennen und Verstehen von komplexen Zusammenhängen. Sie können re昀氀ektieren und sich bei ihren Entscheidungen an ihren Erkenntnissen und an gemeinsam ausgehandelten Werten orientieren. Das pädagogische Personal übernimmt dabei die Aufgabe, zu ermöglichen und zu unterstützen.
Das sind die aktuellen Fortbildungsangebote zu BNE:
Fortbildung „Tür auf! Mein Einstieg in Bildung für
nachhaltige Entwicklung“
Macht mit! Bildung für nachhaltige
Entwicklung in der Praxis
„Konsum umdenken – neue Ideen zur Bildung
für nachhaltige Entwicklung“
Muss das wirklich sein?
Einerseits ist Partizipation – die Gestaltung von Mitbestimmung
der Kinder – eine etablierte Aufgabe im Kitaalltag mit verbreiteten Strukturen wie dem Kinderrat. Andererseits ist Partizipation auch immer wieder eine Herausforderung, wenn Entscheidungsmacht und Verantwortung abgegeben werden sollen.
Wo die Grenzen sind, Wünsche und Entscheidungen von Kindern zuzulassen, ist je nach Situation und beteiligten Personen
unterschiedlich. Hier hilft es, im Team die eigenen Bedenken
und Sorgen zu formulieren, sich zu unterstützen, Unsicherheiten
auszuhalten und mutig zu sein, auch mal Überraschendes auszuprobieren.
Alle weiteren Fortbildungsformate unter:
www.stkf.site/bne
Mareike Mittelbach ist Referentin für
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in den
Netzwerken der Stiftung Kinder forschen
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