univie 3/2022 - Magazine - Page 22
KARRIERE
Gründer*innen
vor den Vorhang
IDEEN MIT IMPACT. Sie waren zu Gast bei der Entrepreneurship
Night und teilten ihre persönlichen Erfahrungen und Learnings als
Gründer*innen: Elisabeth Dokalik-Jonak und Simon Rittmann,
beide Alumni der Uni Wien.
Habilitation und ich wusste sofort, dass ich
es gefunden hatte. Die Betreuung der Patient*innen war gut, aber nicht effizient und
nicht digital, sprachlich für Mehrsprachige
kaum bis gar nicht schaffbar, etc.
Frau Dokalik-Jonak, wie beschreiben Sie Ihr
Unternehmen in einem Satz?
Memocorby verkauft ein smartes Lerntool
zum Angreifen und eine App für Demenzkranke und Schlaganfallpatient*innen.
Was aus Ihrem Studium hat Ihnen
dabei geholfen, von dem Sie es nicht
gedacht hätten?
Richtige Forschungsarbeit zu betreiben,
Genauigkeit und hohe Professionalität.
Wo sehen Sie Ihren „Impact“?
Wir helfen Menschen, ihre Sprache wieder
zu erlernen, um sich im Pflegealltag
verständlich zu machen. Damit entlasten
wir auch das Pflegepersonal, schenken
viel Spaß im Alltag und geben Mut, Dinge
wieder allein zu machen.
Wie ist Ihre Business-Idee entstanden?
Vor 12 Jahren habe ich mir das Kreuz
dreimal gebrochen und war lange auf der
Neurologie, wo ich die Pflege von Menschen
mit dementiellen Erkrankungen und Schlaganfallpatient*innen beobachten konnte.
Ich suchte damals ein Thema für meine
Was raten Sie angehenden
Gründer*innen?
Die Vision nicht aus den Augen lassen,
aber auch offen für Veränderungen sein,
Durchhaltevermögen aufbauen und keine
Angst vor dem Versagen haben. Auch,
wenn Österreich beim Versagen noch
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dazulernen muss. Weiters möchte ich mehr
Frauen ermutigen, sich für das Gründen zu
entscheiden, denn Frauen haben sehr gute
Ideen, stehen aber leider noch immer in der
2. Reihe. Mehr Frauen vor den Vorhang! •
Wann wussten Sie, dass Sie sich
selbstständig machen wollen?
Ich habe meinem Mentor Professor
Gerhard Roth meine Idee von Memocorby
vorgestellt und er meinte, „Sie sind Ihrer
Zeit 10 Jahre voraus, aber machen Sie es,
denn sonst macht es jemand anderer“ –
so begann die Grundlagenforschung und
danach ging es Schritt für Schritt.
Was waren die größten Hürden
beim Gründen und wie haben Sie sie
überwunden?
Die finanziellen Hürden waren sehr groß,
auch das richtige Gründungsteam zu
finden, sich in manchen Sachen Zeit zu
lassen und alles um 180 Grad zu ändern,
wenn es notwendig war, fand ich herausfordernd.
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Elisabeth Dokalik-Jonak,
Memocorby
Der Mikrobiologie-Alumnus und Biotechnologe Simon Rittmann erforscht
mit dem Start-up Arkeon, wie CO2 für
die alternative Lebensmittelproduktion genutzt werden kann. Die Idee
begeistert auch Investoren. arkeon.bio
Herr Rittmann, wie beschreiben Sie Ihr
Unternehmen in einem Satz?
Arkeon ist ein Start-up im Bereich der
Lebensmittel- und Biotechnologie, welches
Aminosäuren für die Ernährung aus CO2
mittels Mikroorganismen (Archaea) herstellt.
Wo sehen Sie Ihren „Impact“?
Der Nutzen für die Gesellschaft, für die
Umwelt und für unser Klima liegt in der
direkten Nutzung von CO2 durch unsere
Archaea für die Nahrungsmittelproduktion. Durch die Nutzung von CO2 kann ein
Treibhausgas, welches z. B. derzeit in großen
Mengen und in diversen Schritten bei der
FOTOS: DERKNOPFDRUECKER.COM
Die Linguistin und Geschichte-Alumna
Elisabeth Dokalik-Jonak hat Memocorby Systems gegründet: Das digitale
Therapietool hilft Menschen nach
einem Schlaganfall, die Sprache wieder
zu erlernen.
memocorby.at
„Durchhaltevermögen kann
man üben. An der Uni Wien
habe ich viel mitgenommen, u. a.
Critical Thinking, das hilft beim
Problemlösen.“