Ausstellung - Flipbook - Seite 28
Phase 3:
Das Werden Camphills
Mit dem Bau des Festsaals in Murtle Estate war zwar ein Meilenstein
erreicht in der Camphill-Geschichte, doch war die Entwicklung der
weltweiten Camphill-Bewegung zunächst lediglich veranlagt. In den
fünf Camphill-Lebensorten im Umkreis von Aberdeen war schon
sehr viel erreicht worden; bereits 1950 wurden hier über 250 Kinder
und Jugendliche betreut, die mit mehr als 100 Mitarbeitenden und
ihren Kindern zusammen lebten; eine Anzahl von sehr differenzierten
Therapien wurde entwickelt und regelmäßig durchgeführt, eine
Schule nach den Prinzipien der Waldorfpädagogik stand sowohl
Seelenpflege-bedürftigen Kindern als auch Kindern von Mitarbeitenden oder in der Nähe wohnenden Interessierten zur Verfügung,
ein blühendes Kulturleben mit vielen künstlerischen und allgemein
bildenden Veranstaltungen hatte sich etabliert. Außerdem wurde
schon ab 1949 eine eigene Praxis-integrierte Ausbildung vor Ort
Karl König zwischen Erika von Arnim (links) und Alix Roth (rechts), 1960 in
Brachenreuthe. Die Camphill-Schule mit Hof in Brachenreuthe am Bodensee
wurde 1958 gegründet. Erika und Georg von Arnim begannen 1963 mit der
zweiten Schule in der
Nähe, in Föhrenbühl.
Als Karl König 1964
ganz nach Brachenreuthe umsiedelte, war
dies die Triebfeder für
eine fruchtbare Entfaltung der regionalen
Arbeit. Der Lehenhof,
die erste Dorfgemeinschaft in Deutschland,
eröffnete er 1965.
Nach Königs Tod 1966
zog Alix Roth in die
Schweiz und half beim
Aufbau der Arbeit am
Genfer See und in Bern.
Ausweitung und Differenzierung
eingerichtet. Als 1962 der Saal fertig war, bestand auch mit «Dorfgemeinschaften» für Erwachsene eine neue Form von CamphillEinrichtungen. In diesen Dorfgemeinschaften wurde eine Vielfalt
von für die weitere Gemeinschaft relevanten Arbeitsbereichen eingerichtet, unter anderem für die Herstellung sinnvoller Produkte, die
wiederum neue Ebenen der Interaktion mit dem jeweiligen Umkreis
ermöglichten. Diese Siedlungen mit ihrem Vorbild «Botton Village»
im nördlichen England gab es im Süden, wo «The Grange» bei Bristol
gegründet worden war und an den Ort des Ursprungs zurückwirkend
auch im zur Dorfgemeinschaft umgestalteten Anwesen Newton Dee
bei Aberdeen. Mit diesen «Dorfsiedlungen» hatte das Bestreben nach
einer gesunden Landwirtschaft ein neues Momentum erhalten; der
Camphill-Impuls hatte in England und Nordirland fest Fuß gefasst
und außerdem gab es bereits zarte Ableger in der Republik Irland, in
der USA, in Skandinavien und Südafrika, vor allem aber – zurück zu
den Wurzeln – in Mitteleuropa, mit der Gründung der Schule und
des Hofs in Brachenreuthe am Bodensee und mit Anzeichen einer
wachsenden regionalen Ausweitung der Arbeit.
Die heilpädagogische
Tagung in Pennsylvania,
1962.
Mit seiner zweiten Reise
in die USA setzte Karl
König die Entstehung
der nordamerikanischen
Region in Bewegung.
Unmittelbar danach
begann die Arbeit in
Upstate New York, wo
die erste amerikanische
Camphill-Dorfgemeinschaft in Copake entstand.