Ausstellung - Flipbook - Seite 3
Ausgangspunkt
Die Begegnung zweier Menschen
Karl König wurde 1902 in Wien geboren. In seiner Jugend erlebte er
in sehr starker Weise das Leid, das durch den Ersten Weltkrieg über
die Menschheit kam, und wie Europa – vor allem seine Heimat in
der österreichisch-ungarischen Monarchie – und die Kulturimpulse
gerade dieser Gegenden zerstört wurden. Wie könnte er dem
Geschehen etwas Heilendes entgegenstellen? Sehr früh reifte eine
tiefe Empathie und ein Gefühl der Verantwortung für die Situation
seiner Zeit. Obwohl er in eine jüdische Familie hineingeboren wurde,
bewegten ihn die Worte des Christus nachhaltig: «Was du dem
geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan.» Immer
deutlicher erlebte er
die Notwendigkeit
einer Heilung des
Menschen, der Erde
und des Sozialen als
eine zusammenhängende, ganzheitliche
Aufgabe,
studierte
Medizin in Wien und
wurde Assistent bei
Dr. Ita Wegman, die
kurz zuvor gemeinsam
mit
Rudolf
Steiner die anthroposophische Medizin
und Heilpädagogik
in der Schweiz begründet hatte.
Dr. Karl König
1902 Wien
1966 Überlingen
Mathilde (Tilla) König
1902 Gnadenfrei (Schlesien)
1983 Südafrika
Mathilde («Tilla») Maasberg wurde
1902 in der Herrnhuter-Siedlung
Gnadenfrei geboren. Sie kam am
gleichen Tag im November 1927
wie König im Schweizer Arlesheim
an. Er sollte dort unter anderem
Fortbildungskurse für Ärzte, Therapeuten und Krankenschwestern halten. Tilla war genau für eine
solche Fortbildung gekommen. Als Kinderkrankenschwester führte
sie mit ihrer Schwester zusammen ein kleines Kinderheim. 1929 zog
er zu ihr nach Schlesien (heute Polen) und sie heirateten und gründeten
gemeinsam mit einer kleinen Gruppe ein heilpädagogisches Heim im
Schloss Pilgramshain in der Nähe von Gnadenfrei. Das Schloss hatte
der Familie von Jeetze gehört und das Gut wurde bereits nach dem
«Landwirtschaftllichen Kurs», den Rudolf Steiner 1925 in der Nähe
gehalten hatte, nach den neuen, biologisch-dynamischen Methoden
bewirtschaftet.
Tillas Erfahrung in Pflege, Erziehung und häuslicher Gestaltung und
ihr Familienhintergrund in der Herrnhuter-Tradition waren große
Gaben, die sehr hilfreich vor allem in den Aufbau-Jahren in Camphill
waren, auch für das Anleiten der jungen und unerfahrenen Mitarbeitenden.