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HAVEN IM BLICK
KUKLTUR
Landesbühne Nord - Viel Kultur für verhältnismäßig wenig Geld
110 Mitarbeiter leisten Bildungsauftrag für 715.000 Menschen
Wilhelmshaven kann sich glücklich schätzen, ein professionelles
Theater sein eigen zu nennen, dass
rund 110 Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum
und darüber hinaus beschäftigt
und neben 17 Neuinszenierungen
pro Spielzeit auch ein umfangreiches theaterpädagogisches und
soziokulturelles Programm anbietet, häufig auch in Kooperation mit
anderen Institutionen der Region.
Doch die Landesbühne ist nicht
nur ein Stadttheater für Wilhelmshaven, sondern auch das Stadttheater für die komplette ostfriesische Halbinsel, von Norderney
bis Vechta, von Emden bis Jever.
16 Kommunen bilden den 1952 gegründeten Zweckverband als Träger der GmbH und durch eine ProKopf-Umlage zahlen diese ihren
Anteil, um in 12 Städten Theater
für ihre Bevölkerung anzubieten.
Die Landesbühne spielt ungefähr
die Hälfte der jährlich knapp 500
Vorstellungen „auf Tour“ in Ostfriesland, Friesland, Emsland und
im Oldenburger Münsterland. Der
größte Geldgeber ist allerdings
das Land Niedersachsen, damit
die Landesbühne ihren professionellen Bildungsauftrag im mit
715.000 Menschen vergleichsweise dünn besiedelten Spielgebiet
erfüllt. Viel Kultur für verhältnismäßig wenig Geld heißt die Idee
hinter der Landesbühne.
Einschränkungen durch die
Corona-Pandemie
Nach einer Spielzeit 2020/2021
Fortsetzung Rolf Buers
Schrille Hemden, Lederkrawatten,
enge Jeans und Vokuhila-Frisur
(so war man damals „hipp“), Mitte
der Achtziger. Seit dem waren
sie mit ihrem selbstkomponierten Blues-Rock aus Wilhelmshaven und dem Nordwesten nicht
mehr wegzudenken: Bassist und
Sänger Gerard Creighton, Holger
Kaiser an der Gitarre, Rolf Buers am Schlagzeug sowie Sänger
und Gitarrist Klaus Rettkowski.
Wilde Konzerte zu diversen Anlässen. Schlagzeuger Buers war
gerade nach zehn Jahren aus den
USA zurückgekehrt. Gemeinsam
mit Klaus Rettkowski und damals
noch Sänger Achim Aden gründete
er eine Band, um auf der Party eines Freundes zu spielen. Nach dem
Ausstieg Adens stießen Holger
Kaiser und Gerard Craighton zur
Gruppe. „Das ballert ja richtig“, resümierte Klaus Rettkowski damals
nach dem ersten Auftritt.
bei die Festbetragsfinanzierung
und die komplette Übernahme
der Tarifabschlüsse. Alle finanziellen Verhandlungen haben sich
natürlich durch die Pandemie verschärft. Gerade die kommunalen
Theater, zu denen die Landesbühne gezählt wird, haben seit Jahrzehnten zu kämpfen. Einfacher
wird es sicher nicht.
mit nur zwei Monaten Spielbetrieb
unter strengen Hygieneregeln und
Sitzplatzbeschränkungen vor, auf
und hinter der Bühne und acht
Monaten Kurzarbeit im Betrieb
hofft Intendant und Geschäftsführer Olaf Strieb auf eine Spielzeit
2021/2022 ohne Einstellung des
Spielbetriebes. Doch ist zumindest anfänglich noch mit reduzierter Sitzplatzkapazität zu rechnen,
aber ist der Optimismus groß,
allen Abonnent*innen und Theaterinteressierten den kompletten
Spielplan zu zeigen. Schließlich
laufen bereits die Proben für den
Spielzeitbeginn mit der Urauffüh-
rung zum 75. Geburtstag unseres
Bundeslandes: „Wir sind Niedersachsen!“. Und danach ist etwa
„Anatevka (Fiddler on the Roof)“
zu sehen wie auch Stücke von Anton Tschechow, E.T.A. Hoffmann,
Astrid Lindgren, Agatha Christie,
Georg Kreisler, Henrik Ibsen, Coline Serreau und von neuen Autoren
wie Svenja Viola Bungarten, Barbara van den Speulhof, Ferdinand
Schmalz, Nina Segal und anderen.
Einschränkungen durch die Corona-Pandemie sind aber wahrscheinlich noch bis Ende 2021 zu
erwarten, so wird auch weiter mit
Abstand und Maske geprobt und
Nach dem Ende der Ballermänner
gründete Rolf mit Holger Kaiser
die Band „Blue Tales“ - zwei Musiker singen und spielen ihre Musik
ohne technische Hilfsmittel oder
anderem elektronischen Schnickschnack. Sie touren das ganze
Jahr, jedes Wochenende, bei jedem Wetter mit viel Spaß und
Freude durch die bunte Republik,
um ihre Retro-Musik live zu spielen. Im Jahr 2013 stieg Sebastian
Schmalz als Sologitarrist und Sänger bei „Blue Tales“ ein.
Lübke in der ehemaligen Bremer
Straßen Schule. Ralf war früher
Gitarrist der bekannten deutschen
Band „Rosenstolz“ sowie Sänger
und Gitarrist bei den Bands „The
Colour Red“ und „Monkeeman“.
Davor spielte er in seiner Band
namens „Waltons“ in Wilhelmshaven. Diese war mal die Vorband
von „Ballermann“ (seit dieser Zeit,
sage und schreibe 36 Jahre kennen sich die beiden Musiker). „Gefunkt“ hat es bei den beiden wieder
im Sommer 2020, als beide beim
Wilhelmshavener Video der hiesigen Musikszene „With a little
help from my friend“ dabei waren.
Im „Monkee Cage Studio“ sang
Rolf Buers im Januar an
einem Tag alle 14 Lieder ein. Ralf
Lübke arrangierte diese und begleitete auch teilweise mit seiner
Gitarre. Beide hatten während dieser Zeit viel Freude und Begeisterung bei dieser Herzensangelegenheit. Alles verlief ohne Hektik und
Stress. So kam Ralf schlussendlich
auf das Fazit: „Vom feeling her
hatte ich immer ein gutes Gefühl“.
Wer die neue CD des Mannes mit
kalifornischem Flair für 15 Euro
kaufen möchte, kann diese entweder über seine Facebookseite oder
unter der E-Mailadresse: bluetales@aol.com erwerben. Wer Interesse an einem Arrangement mit
Ralf Lüpke und seinem Tonstudio
hat, kann den „Monkeeman“ unter
der E-Mailadresse: info@monkeeman erreichen, ebenso wie auf seiner Facebookseite. Ich habe schon
mal tüchtig die CD gehört und
muss sagen, die ist wirklich große
Klasse. War von den Beiden aber
auch nicht anders zu erwarten.
Wilhelmshaven ist um eine Musikgeschichte reicher! ●
Eingängige, liebevoll gesungene
Melodien mit ehrlichen Texten
über „wahre“ Geschichten aus
dem täglichen Leben auf unserem
blauen Planeten „Blue Tales“. Das
heißt, tolle eigene Songs, ausgewählte Klassiker und viele Songs
von Bruce Springsteen harmonisch interpretiert. Ohne überflüssige Schnörkel, rein akustisch
mit Gitarren und einem schönen
zweistimmigen Gesang dargeboten, sind Blue Tales gern gesehene
Gäste auf Kulturveranstaltungen,
in Musikclubs, aber auch auf privaten Feiern und Festen.
Dann kam Corona!
Aufgrund der Pandemie erwischte
es auch die beiden Musiker in dieser Branche: keine Auftritte mehr,
keine Möglichkeit Geld zu verdienen. Man kann schon fast sagen,
dass Rolf aus lauter Langeweile
auf die Idee kam eine Solo-CD herauszubringen, denn ein Duo plus
Tontechniker war nun mal nicht
erlaubt. Dabei herausgekommen
ist eine CD („Real Boys“) mit 14
Songs, zehn davon neu sowie vier
bekannte, neu arrangiert. Das Album entstand im Wilhelmshavener
Tonstudio „Monkee Cage“ von Ralf
die Produktionen so geplant wie
vor einem Jahr, als klar war, dass
nur eingeschränkt Vorstellungen
gespielt werden durften. Natürlich
freuen sich alle auf Normalität,
denn Theater ist Anfassen, Intimität, und Freiheit.
Bis Ende 2023 läuft die Vereinbarung über Ziele und Leistungen
mit dem Land Niedersachsen bzw.
dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
Diese legt die jährliche Zuwendung fest, ab 2022 muss über eine
Verlängerung verhandelt werden.
Wichtig für das Theater sind da-
Gebäude hat einen enormer
Sanierungsstau
Zurück nach Wilhelmshaven: Die
Landesbühne organisiert hier das
Theaterprogramm für die Stadt,
ist aber auch Mieter der Immobilie „Stadttheater“. Dieses Gebäude
wurde Anfang der 1980er-Jahre
zum letzten Mal komplett saniert,
Anfang der 2000er wurde in den
Brandschutz investiert, einen jährlichen Erhaltungsetat der Stadt
gab es aber nie. Somit entstand ein
enormer Sanierungsstau und einige Baustellen sind nach 40 Jahren
auch für den Besucher ersichtlich.
Auch wegen Corona wird Geld
knapp sein im Stadthaushalt. Hoffen wir das Beste, dass neben der
Landesbühne auch das Stadttheater für die Zukunft gut aufgestellt
sein wird. 110 Mitarbeiter*innen
des Theaters leben und arbeiten in
Wilhelmshaven, prägen das Stadtbild und die Stadtatmosphäre.
Wir setzen alles daran, dass es die
Landesbühne Niedersachsen Nord
auch weitere 70 Jahre und darüber
hinaus in Wilhelmshaven und der
Region geben wird.. ●
Ohne Kultur ist alles nichts
Kultur ist ein wesentlicher Teil
unserer Lebenswelt. Das kulturelle
Angebot ist wichtig für die Identifikation der Menschen mit ihrer
Stadt. WIN@WBV unterstützt den
fundamentalen Beitrag der Kultur
zur Erhaltung und Stärkung der
regionalen Bedeutung der Stadt
insgesamt. Besonders unterstützen wir die „Attraktivität des Authentischen“ und sehen Kunst und
Kultur als wichtigen Teil der Aufbruchstimmung „positiven Denkens“. WIN@WBV steht für die
weitere Entwicklung Wilhelmshavens als maritime Kulturmetropole
in Niedersachsen und unterstützt
verschiedenste Orte der Kultur
im Einklang mit der Pflege und
Entwicklung der Infrastruktur.
Wilhelmshaven muss sein Profil
schärfen, damit die Stadt als Oberzentrum weiterhin den Anspruch
als Kulturmetropole erfüllt - für
die Bürger:innen Wilhelmshavens,
den Landkreisen Friesland und
Wittmund sowie der Touristen
in unserer Region. Wir bekennen
uns eindeutig zu unserer Stadt
mit ihrer maritimen Lage und den
vielfältigen kulturellen Einrichtungen. Sie soll weiterhin durch
Begegnungen mit Menschen aus
aller Welt und deren Kulturen für
alle Generationen, die aktiv am
kulturellen Leben teilnehmen wollen, noch liebenswerter werden.
Deshalb wird WIN@WBV die Verwirklichung von abwechslungsreichen Angeboten auf allen Ebenen
der Kunst und Kultur fördern, um
damit die Bedürfnisse seiner Bürger:innen noch stärker zu befriedigen. WIN@WBV wird sich aktiv
dafür einsetzen, dass eine Kultur
der Vielfalt für alle Generationen
gelebt wird. Kunst und Kultur kostet Geld. Doch es ist gut investiert.
Denn Kunst und Kultur bleiben
auch zukünftig ein wesentliches
Kriterium für die Attraktivität
einer Stadt und ein bedeutender
Aspekt für die Entscheidung: Wo
möchte ich wohnen, arbeiten und
glücklich leben?. ●