WBV-Zeitung BerlinerFormat-Einzelseiten - Flipbook - Seite 5
HAVEN IM BLICK
BILDUNG
elastung oder Chance?
höner
herrschen. Zitat eines Studenten
aus Afrika: „Ihr habt hier tolle Praxislabore, aber Mathe und Physik
haben wir zuhause besser gelernt.“
Fazit: Der junge Mann aus Kamerun gibt Nachhilfe für gleichaltrige
Deutsche.
Was für die sprachliche Vielfalt gilt, gilt auch für die kulturelle.
Durch zugewandtes und zukunftsorientiertes Fordern und Fördern
können wir junge Menschen integrieren, die zwei Kulturen in sich
tragen. Integration bedeutet dabei, dass ihre individuelle Heimatkultur und unsere Kultur
miteinander gelebt werden.
Niemand sollte seine Herkunft
verleugnen und verdrängen (müssen), sondern beide in sich vereinen. Wir leben in einer Welt und
arbeiten über Landes- und Kontinentgrenzen hinweg weltweit zusammen, wir nennen es Globalisierung. Nationalitäten, Kulturen und
Regime sollten dem keine Grenzen
setzen.
Diese Zusammenarbeit und Zusammengehörigkeit
sollte
im
Sinne der ökologischen, ökonomischen und kulturellen Nachhaltigkeit entwickelt und gelebt
werden. Was kann dazu dienlicher
sein als junge Menschen, die zwei
Kulturen in sich vereinen, und junge Menschen, die sie aufnehmen
und gleichberechtigt mit ihnen leben. Für die einheimischen jungen
Menschen kommt damit die Welt
zu ihnen. Hochschulen bezeichnen
das als „Internationalisierung zuhause“.
Unsere regionale Wirtschaft mit
ihren kleinen und mittelgroßen
Unternehmen braucht qualifizierten Nachwuchs, der oftmals nicht
ausreichend zur Verfügung steht.
Viele dieser Unternehmen sind auf
internationalen Märkten aktiv und
existenziell auf Mitarbeiter/-innen
angewiesen, die nicht nur mehrsprachig sondern auch interkulturell qualifiziert sind. Sie müssen
folglich weltweit in unterschiedlichen Kulturkreisen verbindlich,
respektvoll und sensibel agieren
können.
Junge Menschen, die für ein
Miteinander der Kulturen
qualifiziert sind, sind eine
Chance, ja eine Voraussetzung, dass die weltweite Zusammenarbeit friedlich gelingen kann.
Junge Deutsche sollten Auslandsaufenthalte zum Studieren und
Arbeiten anstreben, junge zu uns
kommende Menschen sind im beschriebenen Sinne zu fordern und
zu fördern. Die gemeinschaftliche
„Internationalisierung zuhause“
muss ein fester Bestandteil der
Ausbildung sein.
Im Sinne einer weltweiten Arbeitsteilung ist es auch wertvoll, wenn
junge ausländische Menschen bei
uns ausgebildet werden, hier in
den Beruf einsteigen, um dann
wieder zurückzukehren und die
Zusammenarbeit aus ihren Heimatländern heraus fortzusetzen.
Sie werden damit zu Botschaftern
unseres Landes.
Mit diesem Beitrag formuliere ich
Chancen und Ziele, die wir in unserer Stadt und umzu gemeinsam anstreben wollen. ●
Entwicklung der Stadtteilschule
richt, Homeschooling und nicht
zuletzt den Einschränkungen im
Freizeitbereich hart genug getroffen, so dass das Augenmerk eindeutig auf ihr Wohlergehen auszurichten sei, schließen sich für die
Fraktion auch Katja Breuer und
Stefan Becker an.
Darüber hinaus schlägt WIN@
WBV vor, eine schnelle und kostengünstige
Wiederherstellung
und Erweiterung der Marion Dönhoff Schule mit Fertigmodulen in
Holzbauweise zu prüfen. „Das ist
heute weltweiter Standard bei großen Hotelketten und auch die Universität Oldenburg hat gute Erfahrungen damit gemacht“, berichtet
Weithöner. Die Module werden
fertig angeliefert, haben ein sehr
gutes Raumklima und seien beständig. So könne schnell und
preiswert eine dauerhafte Lösung
am Standort geschaffen und die
Zeit der Container kurz gehalten
werden. ●
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Bildung ist der Schlüssel zu
Lebensqualität und Teilhabe für alle!
Bildung ist die Voraussetzung für
ein Leben in Gemeinschaft, für ein
solidarisches und verständnisvolles Miteinander. Sie geschieht lebenslang in allen Lebensbereichen.
Vom Kleinkind, das Bewegung und
Musik kennenlernt, bis ins Alter
für ein langes selbständiges Leben.
Bedarfsgerechte Bildung fördert Emanzipation und Integration.
Die hohen Belastungen von Familien- und Berufsleben sind gerade
jetzt besonders deutlich geworden.
Für die Unterstützung aller Beteiligten bedarf es geeignete Bildungs- und Betreuungsangebote.
Wir fördern Bildungswege, in der
alle ihre Chancen und ihre Möglichkeiten entfalten können. Unabhängig von Herkunft, Religion und
individuellen Voraussetzungen.
WIN@WBV steht für eine
langfristige Bildungs- und
Schulentwicklungsplanung
Statt
gleichartiger
Standardangebote wollen wir profilierte
Bildungswege und methodische
Vielfalt mit einer bedarfsgerechten Gebäude- und Umgebungsplanung. Pädagogische Vielfalt fördert die individuelle Entwicklung
und bietet attraktive Gestaltungsmöglichkeiten für engagierte Lehrkräfte.
Wir schaffen die Voraussetzungen
für kooperative schulische und
außerschulische Angebote und
verbessern diese stetig. Dabei beachten wir besonders die Digitalisierung und Weiterentwicklung
der Lernumgebungen. Sichere,
barrierefreie Verkehrswege sind
uns wichtig.
WIN@WBV fördert ein aktives Netzwerk aller Beteiligten
Zum Netzwerk der Bildung zählen
z.B.
Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, ausbildende
Unternehmen,
außerschulische
Lernorte, Sportvereine und Kultureinrichtungen. Mit einer aktiven Kooperation dieser vielfältigen
Bildungsträger werden geeignete
Bildungs- und Lebenswege für jede
und jeden sichtbar. Das Netzwerk
wollen wir zu einem Navigationssystem mit individueller Beratung
entwickeln. Eine gute Zusammenarbeit als Bildungslotsen macht die
Chancen für alle greifbar – Chancen zu Zufriedenheit, Anerkennung und zu einem selbstständigen Leben in der Gemeinschaft.
WIN@WBV steht für eine
nachhaltige und weltoffene
Gesellschaft
Unser Ziel ist es, die Zukunft nachhaltig und weltoffen zu gestalten.
Die Bildungsangebote sollen sich
an den Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung der Umwelt und
Gesellschaft orientieren. Bildungs-
angebote, die Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen vereinen, sind eine wichtige
Voraussetzung für eine friedliche
Gesellschaft und erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung.
Wilhelmshaven ist eine wachsende Hochschul- und Wissenschaftsstadt
Jade Hochschule, die Berufsakademie,
Forschungsinstitute,
maritime Institute der Universität Oldenburg, das Klinikum als
Lehrkrankenhaus und das Studienseminar für das Lehramt an
Gymnasien sind bundesweit und
international anerkannte Quellen
des Wissens und der Bildung. Sie
sind ein Erfolgsfaktor für die Entwicklung unserer Stadt und unserer Wirtschaft. Sie bringen Menschen nach Wilhelmshaven und
bieten so eine Grundlage, hier heimisch zu werden.
Wir wertschätzen diese Einrichtungen und setzen uns für ihre
Weiterentwicklung ein.
Dafür steht WIN@WBV. Dafür werden wir unser Wissen
und unsere Erfahrung einsetzen.
(Arbeitskreis Bildung der WIN@
WBV mit Sprecher/-in Nina Scholl
u. Dr. Uwe Weithöner, Dr. Eva Maria Haarmann, Conny Stump) ●
Regional mit Perspektive BA WHV
Interview mit Dr. Eva Maria Haarmann, Geschäftsführerin der Berufsakademie Wilhelmshaven
HAVEN IM BLICK: Frau Dr.
Haarmann, Sie sind die Geschäftsführerin der Berufsakademie
Wilhelmshaven,
zunächst einmal die Frage –
was genau ist eine Berufsakademie?
Eva Maria Haarmann: In Niedersachen können Sie nicht nur an
Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch an Berufsakademien studieren. Berufsakademien sind aber immer in privater
Trägerschaft. Wir bekommen keine finanzielle Unterstützung vom
Land, finanzieren uns ausschließlich durch die Studiengebühren.
Diese müssen aber nicht die Studierenden zahlen, das übernehmen die beteiligten Betriebe. Eine
Besonderheit des Studiums an der
Berufsakademie ist nämlich das
duale Studium: Theorie und Praxis
bilden eine Einheit im Studium; so
sind die Studierenden während
der sechs Semester an zwei Tage
in der Woche an der Berufsakademie und drei Tage in Betrieben der
Sozialen Arbeit.
HAVEN IM BLICK: Es ist
noch gar nicht so lange her,
dass Sie sich auf den Weg gemacht und die Berufsakademie Wilhelmshaven gegründet haben. Wie kam es dazu?
Eva Maria Haarmann: Wie auch
andere Branchen in der Region ist
die Soziale Arbeit von einem gravierenden Fachkräftemangel betroffen. Unter den Jugendhilfeeinrichtungen in Wilhelmshaven gab
es darüber einen regen Austausch
– die Möglichkeit, eine Berufsakademie zu gründen, wurde intensiv
erörtert. Das Verfahren zur Gründung ist sehr aufwendig und hat
uns ein Jahr mit intensiv beschäftigt. Aber am Ende hat alles gut
geklappt und die ersten Studierenden haben 2018 mit Partnerbetrieben der Region ihr Studium
bei uns in der Berufsakademie in
der Albrechtstraße begonnen.
HAVEN IM BLICK: Warum
denken Sie dabei so regional?
Eva Maria Haarmann: Wir erleben immer wieder, dass junge
Menschen die Stadt verlassen, um
an anderen Orten zu studieren.
Auch wenn sie zunächst den festen
Willen haben, nach dem Studium
in die Region zurückzukehren,
entwickeln sie im Laufe des Studiums neue Perspektiven, verankern sich am Hochschulstandort,
gehen neue Partnerschaften ein …
und kommen nicht mehr zurück.
Unser Ziel ist es, mit diesem regionalen Angebot zu verhindern,
dass junge Menschen, die an der
Sozialen Arbeit interessiert sind,
abwandern. Wir bieten Ihnen nun
die Möglichkeit, in Wilhelmshaven zu studieren. Durch die enge
Bindung an den Praxisbetrieb verorten sie sich auch in ihrer Berufstätigkeit in der Region. So bleiben
Sie uns hier als zukünftige Fachkräfte und engagierte Bürger/
innen erhalten. Die ersten 25 Absolvent(inn)en zeigen uns diesen
Erfolg, sie haben überwiegend
hier in der Region ihre Arbeit aufgenommen und bereichern nun
die Arbeit der Träger und Ämter.
HAVEN IM BLICK: Welche
Pläne haben Sie für die Zukunft der Berufsakademie?
Eva Maria Haarmann: Aktuell
studieren bei uns etwa 140 junge
Menschen. Unser Plan ist es, das
Angebot zu erweitern, sodass wir
neben der Sozialen Arbeit weitere
Studiengänge in Sozialen Arbeitszusammenhängen anbieten. In
unseren Überlegungen spielen
dabei die Bedarfe in der Region
eine wichtige Rolle. So sind viele
Studierende im Bereich der Eingliederungshilfe, also der Arbeit
mit Menschen mit Behinderungen
tätig. Für diesen Bereich engagieren wir uns ebenso wie in der Ausbildung von Nachwuchsführungskräften.
HAVEN IM BLICK: Sie kennen den Antrag zur Wissenschaftsstadt, der von WIN@
WBV im Rat eingebracht wurde. Was halten Sie davon?
Eva Maria Haarmann: ich begrüße diesen Antrag sehr und hoffe,
dass er am Ende erfolgreich umgesetzt wird. Die Vielfalt der wissenschaftlichen
Einrichtungen
hier in der Stadt, deren gute Vernetzung und Bedeutung für die
jeweiligen Forschungsgebiete ist
beeindruckend. Die Qualität der
Arbeit verdient Anerkennung und
ist es Wert, sie auch nach außen
herauszustellen. Nicht nur für die
Arbeitsmarkt, auch für den Tourismus spielen sie eine wichtige
Rolle. Ich bin mir sicher, dass wir
perspektivisch die Attraktivität
der Stadt so weiter erhöhen können.
HAVEN IM BLICK: Herzlichen
Dank für das Gespräch Frau Dr.
Haarmann. Wir wünschen Ihnen
für die Arbeit an der Berufsakademie alles Gute. ●