Schaufenster Rüttenscheid - Flipbook - Seite 6
Vorwort
Ketten – ein Aufreger
Es scheint, als sei der Begriff Kette für den Rüttenscheider geradezu ein rotes Tuch. Gemeint sind damit vor
allem die großen Konzerne mit ihren vielen Filialen, die
so optimiert sind, dass sie in allen Städten praktisch
gleich aussehen und vor allem die Innenstädte weitgehend austauschbar machen.
Auch, wenn ihr Anteil in Rüttenscheid gering ist; so
repräsentieren diese Angebote aber auch einen Teil der
Kundenbedürfnisse und sind Teil der Vielfalt für die
Rüttenscheid steht.
Sie sind auch nicht immer negativ zu bewerten. So tut es
mir z.B. leid, hier eine Buchhandlung wie die Mayersche
und viele andere Angebote nur beiläu昀椀g erwähnen zu
können.
Rüttenscheid ist Vielfalt, und so haben auch die Ketten
eine gewisse Berechtigung.
Für die Qualität des Gesamtangebotes ist vielmehr ihre
Anzahl, ihre Qualität sowie ihre Rolle im Branchenmix
wichtig. Wie immer geht es um das rechte Maß! Und das
haben wir und bemühen uns aktiv darum. Schon der
Mangel an großen Flächen schützt ansonsten vor
Ketten.
Die Rü
Die Rüttenscheider Straße, liebevoll Rü genannt, ist
dabei das Rückgrat und im Kern traditionell eine
luxuriöse Geschäftsstraße, deren Vorgeschichte die
eines alten Handels- und Pilgerweges ist.
Sie pro昀椀tiert heute davon, dass nach der Inbetriebnahme
der U-Bahn in diesem Abschnitt 1988/89 die gesamte Rü,
von der Huyssenallee bis zur A52 einheitlich neu gestaltet
wurde. Die lauten Straßenbahnen und das Kopfsteinp昀氀aster verschwanden, die Gehwege wurden breiter, eine
einheitliche P昀氀asterung mit dekorativen Lampen, Pollern
und über 200 Bäumen wurden installiert.
Tadashi Nakamura, Vertreter einer der größten japanischen Holdings, stiftete bei seiner Rückkehr nach Japan
aus Dankbarkeit für die gute Aufnahme die rund 200
Kirschbäume, deren Blüte ca. Ende März eine Attraktion
sind. Um auf diese beispielhafte Geste der Dankbarkeit
hinzuweisen, haben wir am Rüttenscheider Stern eine
Gedenktafel für Ihn aufgestellt.
Heute hält der japanische Sushimeister Masanori Takas
im „Byakko“ im Gerichtsviertel diese Tradition aufrecht
und serviert ein spezielles „Rüttenscheid Menü“ in einer
kulinarischen Gestaltung der Kirschbäume und Rüttenscheids.
Das einheitliche Erscheinungsbild auf 2,5km und die auf
Aufenthaltsqualität ausgerichtete Gestaltung sind ein
seltener Glücksfall und heute noch wertvoll. Deswegen
engagiert sich die IGR seit vielen Jahren für den Erhalt.
Die Rü wird gern als Ausgeh- und Flaniermeile bezeichnet, und in der Tat geht man hier – auch am Sonntag,
wenn die Geschäfte geschlossen sind – noch Schaufensterbummeln. Ihre Attraktivität ist offenkundig ihre
Lebendigkeit. Auch, wenn es zu Stoßzeiten schonmal
Staus gibt, ist sie begehrt, gerade wo sie am vollsten ist.
Man sitzt gern im Café am Straßenrand und betrachtet
das vielfältige Geschehen, wie auf einer Bühne des
Lebens. Man sieht sich und trifft sich. Man lästert und
quatscht. „Rüttenscheid ist ein Dorf“, sagt man.
Erst nach vielen Jahren konnten wir erreichen, dass
Straßencafés genehmigt wurden, die heute unstrittig
zum Flair der Straße gehören.
Und wer es ganz ruhig mag, 昀椀ndet dies im Christinenpark, in einer der Nebenstraßen, um und in der Siechenhauskapelle etc. direkt neben dem Trubel. Auch die
Nutzung des Christinenparkes – vorm der alte Friedhof
- mit Spielplätzen, drei Gastronomen und einer Boulebahn durchzusetzen war seinerzeit leider ein Kraftakt.
Sehr Vieles 昀椀ndet sich abseits der Rü. Gerade in den
Nebenstraßen gibt es sehr originelle Angebote und
„Hidden Champions“, die überregional von Bedeutung
sind. Auch hierauf möchte ich ganz besonders ein
Augenmerk lenken.
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