Leseprobe Bänziger lügt! - Flipbook - Seite 14
D Madame Vontobler probiert mit allne Mittel, ires Zittere
gheim z bhalte, ire Körper unger Kontrolle z bringe und sech z
beherrsche. E Tugend, wo si scho als Chlychind het müesse lere
und eigentlich normalerwys fählerfrei härebringt.
Si strafft irer magere Schultere und drääjt sech vom Fänschter
wäg. Und scho ume blybt ire Blick uf däm Bündeli am Bode
chläbe. Vor irem Schrybtisch ligts, genau dert, wo es der Gärtner
am Morge het häregleit. E alte Linesack imne Chörbli het er treit.
Und drinne isch meh als di halbi Gfüelswält vo ire, der Madame
Charlotte Vontobler gläge.
Samuel het es offebar gfunde, wo er am Morge us em Dorf
zrugg cho isch. Wi immer het si der Gärtner bizyte losgschickt,
um ire d Poscht ga z hole. Si het scho syt Läbzyte es Poschtfach,
weu si es wott vermyde, dass d Brieftreger zum Schlössli chöme.
Si hasset Frömdi uf irem Grund und Bode. Und wär nid explizit
vo ire yglade wird, het bi ire nüt z suche. Und wenn si a di Puure
und ungebildete Husfroue dänkt, wo als Hilfschräft Poscht
ustrage, gruuset es ire vor dene gwundrige, dümmleche Blicke,
wo mit Sicherheit jede Winkel im Garte täte röntge. Und si cha
sech läbhaft vorstelle, wi später im Dorf unde drüber würdi
tratschet wärde. Nei, däm mag si sech nid ussetze!
Uf d Sophie und uf Samuel het si sech bis zum hütige Tag i
jeder Hinsicht chönne verlaa. Di beide stöö scho syt nahezue
füfzig Jahr im Dienscht vo irere Familie, und si hei i all dene Jahr
Disziplin und iserni Diskretion glert.
Wo zersch irer Eltere und später ire einzig Brueder verstorbe
sy, hätti si bym beschte Wille nümme gwüsst, was mache, we si
di beide Aagstellte nid hätti gha. Natürlich würd si das nie zuegää,
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