Leseprobe Bänziger lügt! - Flipbook - Seite 35
Das isch eher sälte der Fall und drum geit er lieber ir Altstadt i
«Schlüssel» ga Zytig läse und isst dert.
Scho früener, wo d Lisette no het gläbt, sy si dert vil ga ycheere
und itze, wo er alleini isch, isch di alti Stadtbeiz so öppis wine
zwöiti Heimat für ihn worde.
Item, er stuunet, wi vil Mönsche sech o a däm Tag zwüsche de
Märitständ düredrücke.
Wo der Dokter Bluem chli genauer zu däm Trübu us Lüt vor
em «Bäre» luegt, gseht er d Sophie, wo mit grimmigem Blick und
pfyfegradem Rügge über dä Platz juflet und ire gross, steialt
Dechuchorb am Arm treit. So vil er weiss, geit d Sophie a jede
Märit, chouft y und geit gaa d Haar la mache. Das het ihm d
Charlotte ersch chürzlech verzellt. Vorstelle cha er sech das zwar
fasch nid, dass di gytgi, wortkargi Gouvernante Gäld usgit für
settige Luxus und sech zu all däm no vonere junge Frou laat la
aarüere. Uf ihn würkt di Sophie wi us eme andere Jahrhundert,
quasi konserviert. Und sicher nid aanähernd so entzückt wi er, we
es jungs Frölein fragt, ob es ihm bym Haarwäsche ono grad chli
Chopfhut u Äcke sölli massiere.
Jänu, d Sophie treit irer graue Haar tatsächlich gäng kunstvoll
gflochte. Und das cha si doch sicher nümme sälber, sech so lang
mit beidne Arme übere oder gar hingere Chopf recke. Ömu bi ihm
isch das längschtens verby, und d Sophie isch i sym Alter. U si het
i de letschte Jahr gsundheitlich ordeli abgää. Aber sech einisch la
ungersueche, nei bym Donner, das hätti si ums Verrode nid
gmacht. Grad we d Bise geit, de cha si albe fasch nümm vom
Stuel ir Chuchi ufstaa.
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