NL Magazin 0125-paperturn - Flipbook - Seite 40
MENSCHEN INTERVIEW
LASS MAL
REDEN
Daniel, du schreibst über wichtige
Themen und Trends der Gesellschaft und beziehst als Christ
Stellung. Warum grenzt du dich
denn in deinem Buch ab als „nicht
autorisiert“ – stimmt es denn,
dass nur „Profis“ was zu sagen
haben und „Laien“ nicht?
Ich fühle mich sehr autorisiert mitzudiskutieren. Aber ich nehme nicht für
mich in Anspruch, die einzig richtige
Antwort zu jedem Thema zu kennen.
Das ist mein Kern-Anliegen: Eine fröhliche, gott-getroste Gelassenheit in
dem Wissen, dass auch „Pro昀椀s“ nur
bruchstückhafte Erkenntnis haben. Wir
dürfen streiten, ohne andere herabzuwürdigen oder als Mensch anzugreifen,
nur weil sie Dinge anders sehen.
Und der Titel, „Lass mal reden“ –
was will der nahelegen? Ist denn
reden, ohne eine fundierte Meinung zu haben, schon gut genug?
Reden ohne fundierte Meinung wäre
ja zum Beispiel: „Ich habe zu Gendern
noch keine Meinung. Aber ich bin interessiert, wie du das siehst.“ Oder: „Ich
habe eine Meinung über den Islam, aber
kein großes Wissen. Erzähl doch mal!“
Manche meinen, dass Reden nicht viel bringt.
Dass man handeln müsse, um voranzukommen. Worte allein blieben eben oft nur genau
das: Worte. Daniel Böcking ist im Gespräch mit
Detlef Eigenbrodt gehörig anderer Ansicht und
meint: Miteinander reden ist der Anfang von
allem. Respektvoll, o昀昀en und interessiert. Ohne
den eigenen Standpunkt durchsetzen zu wollen.
Sondern um das Gegenüber zu verstehen.
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NEUES LEBEN 1 – 2025
Das sind doch gute Anfänge für Gespräche. Ich liebe Jesus und emp昀椀nde als
Spätbekehrter den Glauben und den
neuen Weg als gigantisches Geschenk.
Ich glaube, wir Christen haben allen
Grund zu leuchten. Viele Vorurteile
uns gegenüber sind schlicht falsch. Aber
wenn Streitthemen wie Trennwände
zwischen uns stehen oder uns nach
„außen“ unnahbar machen, wird dieses
Leuchten kaum sichtbar. Reden kann
helfen, diese Wände einzureißen.