NL Magazin 0125-paperturn - Flipbook - Seite 41
Von allen Tops, die du in deinem
Buch besprichst, welches ist dir
da am schwersten gefallen?
sieht oder eine bestimmte Ansprache
Respekt: Ich war auch mehrfach in einer
wünscht, ohne mich darüber lustig
Gemeinde, wo Frauen hinten und Männer
machen zu müssen.
vorn sitzen, getrennt voneinander. Nur
Männer dürfen das Wort ergreifen. Das
Fast jedes. Ich wollte allem voran zeigen,
wie vielfältig Christen zu Themen ste-
kommt man nicht drum herum, seine
Okay, dann weiter zur Gleichberechtigung: Ich dachte, dazu sei
wirklich schon alles gesagt und
geschrieben, ist es aber offenbar
doch nicht…?
eigene Meinung ein昀氀ießen zu lassen.
Ist alles gesagt? Das wäre ja toll. Gut,
Und da bin ich mir sicher, dass meine
dass wir drüber reden. Mein Gefühl
persönlichen Erkenntnisse so streitbar
ist, dass es für viele Nicht-Christen
sind wie die Themen generell. Beispiel
ein Riesenthema ist: keine katholi-
Homosexualität: Ich sehe darin keine
schen Pfarrerinnen. „Ihr Frauen,
Sünde. Das 昀椀nden einige falsch. Bei
ordnet euch euren Männern unter!“
anderen Themen erscheine ich vielleicht
im Epheser-Brief. Die Debatte um
manchen zu konservativ. Aber das Risiko
weibliche Predigerinnen bei den
gehe ich ja bewusst ein – um in Gesprä-
Evangelikalen in den USA. Mir ist
hen und dass viele Vorurteile gegenüber
einer vermeintlichen Christen-Einheitsmeinung falsch sind. Aber irgendwie
che zu kommen.
öfter das Argument begegnet, dass
jemand kein Interesse am christlichen
Dann lass uns doch mal ein paar
deiner Themen unter die Lupe nehmen, fangen wir mit dem Gendern
an: Du sprichst von verschiedenen
Leveln, Studien und Gegenstudien
und der eigentlichen Absicht mit
dem Ganzen. Was ist dein Fazit
zur Gelassenheit?
Glauben hat, allein, weil hier angeblich
so ein veraltetes Frauenbild herrsche.
Tut es aber oft gar nicht.
Da wäre aber doch eine Portion
„tun“ als Ergänzung zum Reden
sicher noch hilfreich…?
fand ich befremdlich. Trotzdem spreche
ich doch deshalb nicht den zufriedenen
Mitgliedern dieser Gemeinde den Glauben ab oder muss sie von oben herab
belehren, wie man das richtig macht.
„Ich liebe Jesus
und emp昀椀nde als
Spätbekehrter den
Glauben und den neuen
Weg als gigantisches
Geschenk. Ich glaube,
wir Christen haben allen
Grund zu leuchten.“
unseren Worten Taten folgen lassen.
Gut, künstliche Intelligenz: Da
haben viele wirklich große Angst
vor der Entwicklung und sind mal
so gar nicht gelassen. Zurecht?
Aber gerade die Frage nach dem Gendern
Und ja: Meiner persönlichen Meinung
KI ist auch beru昀氀ich gerade mein
in der Sprache sollte keine sein, die Chris-
nach ist da noch einiges zu machen.
Kernthema. Ich war bei der Recherche
ten tief spaltet oder wofür man wirklich
Aber da es in dem Buch nicht um meine
zu dem Buch überrascht, wie innova-
göttliche Erkenntnis bemühen müsste,
persönliche Meinung geht, sondern um
tiv und er昀椀ndungsfreudig auch Kir-
um auf seinem Punkt zu bestehen …
christliche Vielfalt in gegenseitigem
chen an das Thema gehen. Den ersten
Tun ist immer gut. Worte und Gesprä-
Dass dieses Thema eines ist, das herrlich
che sind ein Anfang. Wir Christen sollen
geeignet ist, sich in Rage zu diskutieren.
Und was schlägst du dann vor,
wie man es handhabt?
Ich kann sagen, wie ich es handhabe:
Ich habe mit einer Kollegin geredet,
die sich intensiv mit dem sprachlichen Gendern beschäftigt. Oder besser: Ich hab ihr zugehört. Vieles, was
sie berichtet hat, war mir neu. Unter
anderem auch, wie wichtig dieses
Thema für manche ist. Es ist gar nicht
so gut für den Stammtisch geeignet,
weil kluge Menschen sich da kluge
Gedanken gemacht haben. Mir ist dieses Thema nicht so wichtig. Ich mag
den Umgang mit Sprache und 昀椀nde,
dass viele der gewünschten Kapriolen
den sprachlichen Fluss stören. Aber
zu der Hitze der Debatte: Ich glaube
nicht, dass Jesus später ausführlich
mit mir diskutieren will, ob es Leser
oder Leser*in heißt. Auf der anderen Seite kann ich problemlos respektieren und berücksichtigen, wenn
mein Gegenüber das komplett anders
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