NEUES LEBEN Magazin 0125 - Flipbook - Seite 5
EDITORIAL
RUNTER
VOM GAS
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wann immer ich mich um Gelassenheit mühe stelle ich fest, es gibt zwei Dimensionen. Die eine
beschreibt das, was in mir tobt und in Aufruhr ist. Was mich aus der Ruhe bringt, nervt und verrückt
macht. Zum Beispiel Autofahrer, die von der Autobahnauffahrt direkt mit konstant hundert auf die
ganz linke Spur fahren und stoisch dort bleiben. Egal, ob rechts von ihnen zwei freie Spuren sind.
Die zweite Dimension beschreibt das, was ich suche, das, wonach ich mich sehne. Dimension eins hat
mit Dingen und Zusammenhängen zu tun, auf die ich keinen Einfluss habe. Ich kann das nicht ändern,
ich kann das Auto vor mir nicht „wegmachen“, auch wenn ich mich noch so aus der Ruhe bringen lasse.
Ja. Das Verhalten des Fahrers vor mir mag tatsächlich sogar falsch sein. Diese Wahrheit ändert aber
nichts daran, dass ich nichts dagegen tun kann. Außer hupen, schimpfen und drängeln natürlich. Aber
dann wäre mein Verhalten ebenso blöd wie das des Typen vor mir. Dimension zwei richtet sich auf meine
Absicht und bringt mich dazu, den Fuß vom Gas zu nehmen. Ganz konkret auf der Autobahn, aber auch
sinnbildlich gesprochen. Und glauben Sie mir: Die Freunde, die meinen, das mit meiner Gelassenheit
sei durchaus noch entwicklungsfähig, haben ja so was von recht!
Ich spreche also nicht leichtfertig von Dingen, die ich nicht kenne. Meine Grenzen sind mir nur allzu
bewusst und ich habe viel damit zu tun, mich zu entwickeln. Das muss ich immer wieder erkennen,
manchmal sogar mehrmals täglich. Dann will ich es mit den Worten Davids aus Psalm 63 halten und
versuche, runterzukommen: Gott! Du bist mein Gott! Ich sehne mich nach dir, dich brauche ich!
Wie eine dürre Steppe nach Regen lechzt, so dürste ich, oh Gott, nach dir.
Diese Worte richten mich aus.
Weg von meiner Unruhe, hin zur Ruhe.
Weg vom Zorn, hin zu Gott.
Weg vom Äußeren, hin zum Inneren.
Möge ich so bitte mehr Gelassenheit lernen.
Und mit mir alle, die es ebenfalls nötig haben.
„Dimension zwei richtet sich auf
meine Absicht und bringt mich dazu,
den Fuß vom Gas zu nehmen.“
Herzlich Ihr
Detlef Eigenbrodt
Redaktionsleitung
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