univie 3/2022 - Magazine - Page 11
„Ein Großteil der digitalen
Kommunikation, die wir heute
erleben, wird von Algorithmen
gesteuert. Das hat Konsequenzen für den Diskurs“ –
Sophie Lecheler ist Expertin
für politische Kommunikation
an der Universität Wien.
PODIUMSDISKUSSION ZUR SEMESTERFRAGE
MO, 16. Jänner 2023, 18 Uhr
Lesen Sie die Langfassung
des Beitrags im Online
Magazin Rudolphina:
rudolphina.univie.ac.at
Mit dabei sind die Kommunikationswissenschafterin
Sophie Lecheler, der Politologe Oliver Marchart (beide Uni
Wien) sowie die Alumni*ae Sandra Wachter vom Oxford Inter
net Institute und Max Schrems, Datenschutzexperte und Grün
der der DatenschutzPlattform „noyb“. (Siehe Kalender S. 27)
Fest steht, dass viele Ängste und noch
wenig Fachwissen um das Thema Mikrotargeting kreisen, vor allem in Bezug auf
eine mögliche Manipulation von Wähler*innen vor den Wahlen. Die ersten
Ergebnisse von Lecheler und Co. geben –
ders klar zeigt sich, dass die Bürger*innen neue digitale Kompetenzen brauchen, um mit Mikrotargeting umzugehen,
betont die Projektleiterin: „Etwa indem
sie lernen, welche Einstellungen am
Browser das Targeting beeinflussen
oder wie soziale
Medien ihre Daten an
DATEN SPENDEN, FORSCHUNG UNTERSTÜTZEN
Parteien verkaufen.“
Im Projekt arbeiten die
Wenn auch Sie die politische Kommunikations
Forscher*innen in
Kooperation mit der
forschung an der Uni Wien mit einer „Datenspende“
NGO „Tactical Tech“
unterstützen möchten, können Sie das im Rahmen
des aktuellen „The Good News Project“ tun.
an einem Leitfaden,
In diesem Projekt will das Team rund um Sophie
der Nutzer*innen über
Lecheler von den Mediennutzer*innen wissen:
ihre digitalen Spuren
aufklärt und sie für perWelche Nachrichten finden Sie besonders
sonalisierte Kommunigut und warum?
kation sensibilisiert.
Alle Infos zur Teilnahme:
rudolphina.univie.ac.at/datenspende
„Es ist wichtig, dass wir
Zugang zu unseren
Daten haben und wissen, welche Informativorerst – Entwarnung: Vom perfekten onen über uns gesammelt werden, um
Targeting sind wir noch weit entfernt. dann souverän darüber entscheiden zu
Gut gemacht, verfehlt es seine Wirkung können“, erklärt Sophie Lecheler. Die
nicht, aber das Matching der Werbungen Europäische Kommission hat mit der
ist oft ungenau oder eher grob. Beson- Datenschutzgrundverordnung bereits
die Weichen gestellt, um der wachsenden Macht der Plattformen etwas entgegenzusetzen – und in diese Richtung
muss es ihr zufolge weitergehen: hin zu
mehr Transparenz.
EIN UPDATE FÜR UNSERE DEMOKRATIE.
Die personalisierte Online-Kommunikation ist gekommen, um zu bleiben.
Die technischen Möglichkeiten machen
unsere demokratischen Prozesse nicht
per se besser oder schlechter, ist
Sophie Lecheler überzeugt, sondern es
kommt darauf an, wie wir damit umgehen und den Diskurs darüber in
Zukunft gestalten. Also Ärmel hochkrempeln und weiterforschen, findet
die engagierte Wissenschafterin, die
sich demnächst mit Vertreter*innen
von Meta, Google und anderen Stakeholdern an einen Tisch setzen wird, um
Forschung und Praxis zusammenzubringen. Die Digitalisierung verlange
eine Neudefinition der Demokratie,
sagt sie. Die Antwort auf die Frage,
wann das fällige Update durchgeführt
werden soll, war wohl noch nie so klar:
Jetzt, und zwar noch vor dem Herunterfahren. •
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