univie 2 2022 FINAL - Flipbook - Page 12
Im Internet ist
gar nichts
neutral
: Sie haben erst vor Kurzem den Titel
„Full Professor“ an der Universität Oxford
verliehen bekommen, Gratulation!
Bei dieser Entscheidung war offensichtlich
kein Algorithmus involviert, der aus
vergangenen Entscheidungen für zukünftige
lernt – Sie sind kein alter weißer Mann,
sondern eine junge Frau …
Sandra Wachter: Ja, das ist ein gutes
Beispiel, warum ich sehr froh bin, dass
bestimmte Entscheidungen nach wie vor
von Menschen getroffen werden.
INTERVIEW: SIEGRUN HERZOG
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Sie leiten die Forschungsgruppe „Governance
of emerging technologies“ am Oxford Inter
net Institute, wo Sie sich mit rechtlichen,
ethischen und sozialen Fragen, die neue
Informationstechnologien mit sich bringen,
beschäftigen – was sind aktuell die bren
nendsten Themen?
Wir beschäftigen uns etwa mit Internet
FOTO: SHUTTERSTOCK/JACKIE NIAM
VOREINGENOMMEN. Sandra Wachter ist eine der
führenden Forscher*innen im Bereich Internet und
künstliche Intelligenz. Im univie-Interview erklärt die
Alumna der Rechtswissenschaften, die seit Kurzem
Professorin am Oxford Internet Institute ist, warum es so
wichtig ist, hinter die Entscheidungen von Algorithmen
zu blicken, die für User*innen wie auch für die
Wissenschaft teils zur Black Box geworden sind.
Für welche Alltagsentscheidungen fänden
Sie es denn praktisch, einen Algorithmus
zu haben?
Ich liebe es zu forschen, zu unterrichten
und mit Studierenden zu lernen, aber bei
ein paar Aufgaben könnte ich mir algorith
mische Hilfe gut vorstellen. Ein Algorith
mus könnte mir helfen, Meetings zu koor
dinieren, Dienstreisen zu planen oder
Fußnoten zu prüfen. Allerdings sind diese
Aufgaben für einen Algorithmus viel zu
komplex und daher werde ich bis auf
Weiteres wohl auf algorithmische Hilfe
verzichten müssen.