univie 3/2022 - Magazine - Page 21
UNIVERSUM
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FOTO: ALEXANDER BACHMAYER · GRAFIK: SHUTTERSTOCK/OLGA RAI
Sie haben bis zuletzt noch Seminare, Exkur
sionen und Vorlesungen gehalten, wie erle
ben Sie die heutigen Studierenden und
künftigen Absolvent*innen?
Die Pandemie hat viel verändert, v. a. für
unsere Studierenden. Viele haben den
größeren Teil ihrer Bachelorstudien unter
herausfordernden Rahmenbedingungen
absolviert. Wenn das soziale Miteinander
fehlt, dann ist das für die Wissensver
mittlung ein Problem wie auch für die
Persönlichkeitsentwicklung. Und mit Blick
auf berufliche Karriere und Netzwerke ist
die Verunsicherung auch bei den Absol
vent*innen spürbar. Ausschreibungen
werden zurückgestellt, Stellen nicht sofort
nachbesetzt, internationale Mobilität ist
schwieriger umsetzbar. Darum ist uns so
wichtig, wieder mit Präsenzveranstaltun
gen ins neue Semester zu starten und
diesen ‚sozialen Raum Universität‘ wieder
möglich zu machen.
Wo haben Sie Alumnikultur kennengelernt
und was macht diese für Sie aus?
Alumnikultur habe ich in Kanada sehr
intensiv erlebt. Ich war in Queen’s, wo
es einmal im Jahr ein HomeComing
Weekend gab, Tausende Absolvent*innen
kamen zu dieser Feier mit Footballspiel im
Stadion und Riesenparty. Die Uni hat sich
sehr engagiert, den Kontakt zu den Absol
vent*innen zu halten, auch um den nach
kommenden Generationen ein professio
nelles Netzwerk zu bieten.
Und auch bei unseren Sponsionsfeiern sieht
man: Vielen Absolvent*innen ist es wichtig,
den Studienabschluss mit Freunden und
Familie zu feiern. Für uns als Universität ist
das ein Moment, wo wir noch einmal Ver
bindung zu den Alumni herstellen können,
bevor sie durch die Tür hinausgehen.
Welche Rolle sollen Alumni im
„System Universität“ spielen?
Erfolgreiche Absolvent*innen können
Rollenmodelle sein und einander im Sinne
von KarriereNetzwerken unterstützen.
Für uns als Uni ist es wichtig, dass wir mög
lichst breit in der Gesellschaft verankert
sind, dass Absolvent*innen die Uni Wien
als ein wesentliches Element des Bildungs
systems wertschätzen und ihre Erfahrun
gen weitergeben. Das sind wichtige Multi
plikator*innen. Wenn sie sagen, „das war
eine tolle Zeit an der Uni“, ist das für uns
sehr wertvoll.
Was soll man einmal über Ihre Amtszeit
als Rektor sagen?
Ich hätte gerne, dass unsere Lehrenden
und Forschenden in allen Bereichen ideale
Arbeitsbedingungen vorfinden und dass
unsere Studierenden die Zeit an der Uni in
positiver Erinnerung behalten. Insgesamt
sollte die Uni einen Rahmen bereitstellen
mit einer positiven Grundstimmung,
der jungen Leuten Entwicklungsmöglich
keiten bietet.
Möchten Sie den Alumni und Alumnae
noch etwas sagen?
Wir freuen uns, wenn unsere Absolvent*in
nen nicht nur im Kontakt mit der Uni
bleiben, sondern auch Ideen für Projekte
haben, und uns diese auch mitteilen.
Nicht nur die Uni soll Ideen für die Alumni
haben, sondern auch umgekehrt. •
Das Interview wurde am 20. 9. aufgezeichnet.
medienportal.univie.ac.at/inauguration
Wofür schlägt Ihr Forscherherz?
Mein Schwerpunkt ist italienische Kunst
und Kunstpatronage v. a. des 17., 18. Jahr
hunderts. Wichtig war mir immer, Spezial
wissen so aufzuarbeiten, dass es auch für
ein großes Publikum interessant ist, etwa
in Form von Ausstellungen. Für mich ist
das quasi angewandte Forschung in den
Geisteswissenschaften.
Haben Sie ein Lieblingsgemälde?
Eines meiner Lieblingsbilder ist ein großes
Historienbild mit dem „Tod des Germanicus“
von Nicolas Poussin, einem der großen
Maler des 17. Jhdts. Das Bild befindet sich
derzeit in Minneapolis, wir bringen es jetzt
für eine Ausstellung in Rom zurück in den
Palast, für den es ursprünglich gemalt
wurde. Dass wir das geschafft haben, freut
mich persönlich sehr.
Danke für das
Gespräch!
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